Der WinSxS-Ordner – Platz für Backups von Systemdateien

Nach dem Neukauf oder der Neuinstallation eines Rechners wirkt dessen Speicherplatz oft unendlich groß. Womöglich fragt man sich als Nutzer, ob man die Speichergröße von 500 Gigabyte oder 1 Terabyte jemals benötigen wird. Nach mehrmonatiger Nutzung und Installation diverser speicherintensiver Anwendungen sieht dies meist anders aus. Der freie Speicher schrumpft sukzessive und auf scheinbar unerklärliche Weise. Ein Grund: Das Betriebssystem Windows benötigt für die Aktualisierung und Pflege seiner Systemdateien eine nicht unerhebliche Menge an Speicherplatz.

Updates werden oft im Hintergrund heruntergeladen und installiert. Schlägt ein Update fehl, kann man in der Regel die vorherige Version einer Anwendung wieder einspielen. Diese befindet sich noch in einem Systemordner mit der Bezeichnung WinSxS. Der Ordner hat noch weitere wichtige Funktionen. Im Laufe der Zeit nimmt er ein beträchtliches Volumen in Anspruch. Daher liegt die Frage nahe, unter welchen Umständen und wie man den Ordner WinSxS aufräumen kann. Niemals jedoch sollte man manuell Dateien aus dem Ordner WinSxS löschen. Dies kann die Funktionsfähigkeit des Systems erheblich beeinträchtigen.

Details zum WinSxS-Ordner

Der Ordner gehört zu den Standardordnern von Windows-Installationen. Daher findet man ihn auf der Systempartition. WinSxS ist eine Abkürzung für „Windows-Side-by-Side“. Wörtlich übersetzt bedeutet „Side-by-Side“ „nebeneinander“. Damit ist der Zweck des Ordners gut beschrieben: Dateiversionen werden zusätzlich gespeichert. Die deutsche Bezeichnung für den WinSxS-Folder lautet „Komponentenspeicher“. Er enthält überwiegend Systemdateien und kann ein Volumen von mehreren Gigabyte haben.

Aufgaben des WinSxS-Ordners

Der WinSxS-Ordner hält die notwendigen Dateien zur Systemwiederherstellung bereit. Insbesondere ermöglicht er folgende Anwendungszwecke:

  • Paralleles Speichern unterschiedlicher Versionen von Dynamic Link Libraries (DLLs) und anderen Systemdateien: Es kann passieren, dass ältere Anwendungen nicht mit Änderungen in DLLs kompatibel sind. Daher werden zeitgleich verschiedene Versionsstände im WinSxS-Ordner angeboten.
  • Aktivieren und Deaktivieren von Funktionen im laufenden Betrieb: Einige Windows-Funktionen, etwa die Virtualisierungslösung Hyper-V und das darauf aufbauende Sandbox-System, können ohne nachträgliche Installation aktiviert werden. Benötigte Dateien finden sich ebenfalls an diesem Speicherort.
  • Hinzufügen von Rollen auf Server-Betriebssystemen: Funktionen auf Windows-Server-Betriebssystemen werden auch als Rollen bezeichnet. So kann der Server beispielsweise die Rolle eines DHCP-Servers im Netz einnehmen. Auch für solche Erweiterungen wird der WinSxS-Folder genutzt.
  • Systemwiederherstellung bei Boot-Problemen: Startet das Betriebssystem nicht mehr, kann es in einem Wiederherstellungsmodus gebootet werden. So können ältere Versionen von Systemprogrammen zurückgespielt werden.
  • Deinstallieren von problematischen Updates: Führt Windows ein Update aus, löscht es die vorherige Version nicht, sondern speichert sie, um sie bei auftretenden Schwierigkeiten zurückspielen zu können.

WinSxS-Ordner verwalten

Die Betriebssysteme von Microsoft bieten mehrere Möglichkeiten, den Ordner WinSxS zu bereinigen. Hierfür sind keine externen Programme notwendig. Es gibt kaum Abweichungen zwischen den gebräuchlichen Windows-Versionen 8, 8.1, 10 und den Server-Varianten. Für alle Versionen gilt, dass die im Explorer angezeigte Größe der Systemordner nicht unbedingt mit dem tatsächlichen Speicherplatz übereinstimmt. Grund sind harte Verknüpfungen auf bereits existierende Dateien.

Fakt

Unter Verknüpfungen (auch: Verlinkung oder Link) versteht man Einträge, die auf andere Dateien verweisen. Man unterscheidet sogenannte harte Verknüpfungen (Hardlinks) und symbolische Verknüpfungen (Softlinks oder Symbolic Links). Der Inhalt einer Datei wird im Dateisystem von den Metadaten (Name, Speicherpfad) getrennt abgelegt. Bei der Erstellung von Hardlinks wird ein neuer Name eingetragen, der auf den Speicherplatz einer bereits existierenden Datei verweist. Der Eintrag ist nicht vom ursprünglichen Dateieintrag zu unterscheiden. Bei Softlinks wird dagegen nur ein Verweis auf den ursprünglichen Dateieintrag erstellt. Softlinks haben unter Windows die Endung .lnk.

Wichtig ist, dass nicht mehr benötigte Programmversionen nur dann aus dem WinSxS-Ordner gelöscht werden sollten, wenn das System längere Zeit stabil gelaufen ist. Downgrades auf einen älteren Versionsstand oder das Entfernen von Updates sind danach u. U. nicht mehr möglich.

Windows 8, 8.1, 10, Server 2012

Um den Ordner WinSxS aufzuräumen, bietet Windows die Datenträgerbereinigung. Diese eignet sich auch dafür, andere Windows-Ordner zu bereinigen. Man ruft sie entweder im Suchfeld oder mit cleanmgr.exe im Windows-Befehlsfenster auf. Zunächst wird abgefragt, welches Laufwerk bereinigt werden soll. Danach erscheint ein Auswahlfeld mit den zu bereinigenden Elementen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Heruntergeladene Programmdateien
  • Temporäre Internetdateien
  • Dateien für die Übermittlungsoptimierung
  • Temporäre Dateien

Außerdem sieht man, wie viel Speicherplatz freigegeben werden könnte. Nach Auswahl der gewünschten Kategorien bestätigt man mit dem OK-Button, und die Bereinigung wird nach einer Sicherheitsabfrage automatisch durchgeführt.

Erweiterte Möglichkeiten findet man unter der Option „Systemdateien bereinigen“. Zugriff besteht allerdings nur mit Administratorenrechten. Das Programm startet dann erneut mit der Abfrage des zu bereinigenden Laufwerks. Im Anschluss werden zusätzliche Auswahlfelder angeboten:

  • Windows-Update-Bereinigung
  • Windows Defender Antivirus
  • Protokolldateien für Windows-Upgrades
  • Gerätetreiberpakete

Eine praktische Alternative, um den Ordner WinSxS zu bereinigen, ist das Kommandozeilenprogramm dism.exe. Dabei muss die Konsole der Eingabeaufforderung (cmd.exe) mit Administratorenrechten gestartet werden. Der Befehl Dism.exe /Online /Cleanup-Image /AnalyzeComponentStore analysiert den WinSxS-Ordner hinsichtlich des tatsächlich verbrauchten Speicherplatzes. Außerdem bietet die Ausgabe des Befehls nützliche Informationen, etwa das Datum der letzten Bereinigung, und schlüsselt auf, für welche Komponenten der Speicher verwendet wird. Das Tool bietet auch die Funktion des WinSxS-Cleanup: Dism.exe /Online /Cleanup-Image /StartComponentCleanup

Weitere nützliche Optionen des Programms sind:

  • Dism.exe /Online /Cleanup-Image /ScanHealth zur Untersuchung des WinSxS-Folders
  • Dism.exe /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth zur Behebung festgestellter Fehler.
    Wie bei allen Ordnern besteht auch hier die Möglichkeit, mittels Komprimierung den Ordner WinSxS zu verkleinern. Zuerst ruft man die Eigenschaften im Kontextmenü auf und wählt die Option „Erweitert“. Dann setzt man einen Haken beim Auswahlfeld „Inhalt komprimieren, um Speicherplatz zu sparen“.

Windows 7

Grundsätzlich ist es nicht empfehlenswert, noch Systeme mit Windows 7 zu verwenden. Seit dem 14. Januar 2020 gibt es keine Sicherheitsupdates mehr für diese Betriebssystemversion. Für den Fall, dass Windows 7 noch genutzt wird, etwa als Standalone-System für eine bestimmte Anwendung, wird hier kurz auf die Verwaltung des WinSxS-Ordners unter Windows 7 eingegangen.

Die Datenträgerbereinigung ist in dieser Version bereits verfügbar und weicht optisch nicht wesentlich von anderen Windows-Versionen ab. Daher kann diese wie bereits beschrieben eingesetzt werden. Das Tool dism.exe wurde mit der Version Windows 7 eingeführt. Es hat allerdings noch nicht den gleichen Funktionsumfang. So fehlen die Optionen zum Scannen des Ordners und zur Fehlerbehebung.

Alternativen zum Sparen von Speicherplatz

Sollte es nicht ausreichen, den Ordner WinSxS zu verkleinern, gibt es noch andere Wege zu mehr Speicherplatz:

  • Deaktivieren des Systemruhezustands: Für den Ruhezustand wird eine Abbilddatei mit der Bezeichnung hiberfil.sys erstellt, die eine nicht unerhebliche Größe annehmen kann.
  • Auslagern von Benutzerprofilen auf ein anderes Laufwerk: Soll eine Neuinstallation vermieden werden, kann man den Speicherort von Unterordnern des Benutzerprofils unter Eigenschaften des Kontextmenüs im Reiter „Pfad“ verändern. Möglich ist auch ein anderes Laufwerk, z. B. eine neue Festplatte.
  • Auslagern von Programmordnern: Besonders speicherintensive Programme können meist auf anderen Laufwerken installiert werden.
  • Deinstallation nicht benötigter Programme und Funktionen über den Menüpunkt „Apps und Features“ der Systemsteuerung
  • Löschen nicht benötigter Ordner wie Windows.old
  • Deaktivieren von Wiederherstellungspunkten

In manchen Fällen reicht es nicht, Windows-Ordner zu bereinigen. Dann ist eine Neuinstallation oder das Zurücksetzen des Systems der bessere Weg. Hier gibt es auch Varianten, die installierte Programme oder eigene Dateien nicht antasten. Zwischen den Versionen Windows 7, Windows 8 und Windows 10 gibt es hier leichte Abweichungen.

Warum darf man WinSxS nicht einfach bereinigen?

Windows speichert systemrelevante Informationen im WinSxS-Folder. Löscht oder verschiebt man diese, können bestimmte Prozesse u. U. nicht mehr richtig laufen. Warum aber ist das so?

Laufwerke unter Windows

Windows wird standardmäßig in der ersten Partition der verwendeten Festplatte installiert. Die Partitionen bezeichnet man auch als Laufwerke oder Volumes. Sie bilden ein zusammengehöriges Speichergerät. Die erste Partition einer Festplatte erhält meist den Laufwerksbuchstaben „C“. Unter dem Pfad C:\Windows\ befinden sich die meisten für das Betriebssystem relevanten Dateien und Ordner, darunter auch der WinSxS-Folder.

Diese Inhalte können nicht ohne Weiteres auf andere Laufwerke verschoben werden, da sie dann von Komponenten des Betriebssystems nicht mehr gefunden werden. Daher ist es wichtig, bei der Installation ausreichend Speicherplatz für die Systempartition vorzusehen.

Fakt

Der Speicherplatz einer Festplatte muss in Strukturen verwaltet werden, die mit dem Betriebssystem kompatibel sind. Dazu werden eine oder mehrere Partitionen angelegt. Der Speicherplatz wird logisch unterteilt. Jede Partition wird mit einem Dateisystem formatiert, das die Ordnerstrukturen und die Dateien inklusive ihrer Metadaten verwaltet. Die Festplatte führt eine Partitionstabelle, in der alle Partitionen eingetragen sind.

Updates, Service Packs und Hotfixes

Betriebssysteme und andere Anwendungen sind schon lange keine starren Gebilde mehr, die einmal installiert und dann jahrelang verwendet werden. Aufgrund ihrer Komplexität und stets neuer Anforderungen braucht es kontinuierliche Nachbesserungen oder Erweiterungen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Hotfixes (schnelle Behebung eines Fehlers), Updates (eine geplante Aktualisierung) und Service Packs (Sammlung von Updates und Hotfixes) greifen auf die Informationen in WinSxS zu, um den Zustand des Systems zu ermitteln. Fehlen dort die benötigten Verweise, werden die Aktualisierungen des Betriebssystems entweder gar nicht oder falsch installiert.

Fakt

Der Unterschied zwischen den Begriffen Update und Upgrade liegt im funktionellen Inhalt der Aktualisierung. Ein Update verbessert eine Software normalerweise nur im Rahmen der bestehenden Funktionen. Das Upgrade bedeutet die Hochstufung der Software auf eine erhältliche höherwertige oder neuerschienene Version. Das Downgrade meint die Abstufung einer Software auf eine ältere oder funktionsärmere Software und wird vorgenommen, wenn neuere Versionen fehlerhaft sind.

Modularer Aufbau von Software

Grund für die Abhängigkeiten zwischen Software und Bibliotheken oder Systemfunktionen ist der modulare Aufbau von Software. Einige Funktionen, etwa das Öffnen von Dateien oder die Abfrage der Systemzeit, werden von mehreren Programmen benötigt. Das Betriebssystem stellt sie über Programmierschnittstellen zur Verfügung, sodass Entwickler sie in ihre Software importieren können. Viele Funktionsbibliotheken liegen im WinSxS-Ordner. Löscht man diese Dateien unbedacht, kann es passieren, dass verschiedene Programme nicht mehr lauffähig sind.

Fazit

Insbesondere auf Laptops oder Rechnern, deren Betriebssystem auf einer SSD installiert ist, kommt es immer noch regelmäßig zu Problemen mit dem verfügbaren Speicher. Mithilfe der Bereinigung des Ordners WinSxS kann man unnötigen Ballast nicht mehr benötigter Dateien loswerden. Wichtig ist dabei aber, keine Inhalte manuell aus dem Ordner WinSxS zu löschen. Das Löschen sollte unbedingt mit Windows-Tools erfolgen. Wenn erst kürzlich größere Updates installiert wurden, sollte man darauf ganz verzichten. Sonst können u. U. fehlerhafte Aktualisierungen nicht mehr deinstalliert werden.