IP-Targeting
Ein zentrales Netzwerksignal zur Standortbestimmung ist die IP-Adresse. Jeder Internetnutzer sendet bei der Datenübertragung via HTTP (Hypertext Transfer Protocol) eine Absenderadresse ins Netz. Dabei handelt es sich um die IPv4-Adresse des Routers oder eine gerätespezifische IPv6-Adresse. Im World Wide Web kommen IP-Adressen zum Einsatz, um Geräte adressierbar und somit erreichbar zu machen. Im Rahmen eines Webseitenaufrufs verschickt ein Nutzer eine HTTP-Anfrage an die IP-Adresse des zuständigen Webservers. Diese wird automatisch mit einer Absenderadresse versehen. Der adressierte Webserver hat somit die Möglichkeit, den Absender der Anfrage zu identifizieren und das angeforderte Datenpaket zurückzusenden.
Aufgrund der Adressknappheit von IPv4-Adressen stehen Routern und Client-Geräten anders als Webservern meist keine statischen Adressen zur Verfügung. Stattdessen werden die IPs von Internet-Service-Providern (ISP) dynamisch vergeben. In der Regel ändert sich die IP-Adresse privater Internetanschlüsse etwa alle 24 Stunden. Eine grobe Standortbestimmung auf Basis der IP ist dennoch möglich. Grund dafür ist das Vergabeverfahren von IP-Adressen unter der Schirmherrschaft der IANA (Internet Assigned Numbers Authority), einer Abteilung der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers). Diese ist mit der Zuteilung von IP-Adressbereichen an sogenannte RIRs (Regional Internet Registries) betraut. Derzeit finden sich weltweit fünf RIRs mit unterschiedlichen regionalen Zuständigkeiten:
- Réseaux IP Européens Network Coordination Centre (RIPE NCC): Zuständig für Europa, den Nahen Osten und Zentralasien.
- American Registry for Internet Numbers (ARIN): Zuständig für die USA, Kanada, das Bermuda-Gebiet, die Bahamas und Teile der Karibik.
- Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC): Zuständig für Asien und Pazifik-Region.
- Latin American and Caribbean Internet Addresses Registry (LACNIC): Zuständig für Lateinamerika und Teile der Karibik.
- African Network Information Centre (AfriNIC): Zuständig für Afrika.
Die fünf RIRs teilen die ihnen zur Verfügung gestellten Adressbereiche in Segmente auf und geben diese an lokale Vergabestellen (Local Internet Registries, LIR) weiter. In der Regel handelt es sich dabei um Internet-Service-Provider (ISP), die das Endkundengeschäft abwickeln.
Jeder ISP verfügt über einen festen Pool an Adressen, die Kundenroutern oder Endgeräten dynamisch oder statisch zugeteilt werden. Auf Basis der IP lassen sich somit topologische Informationen über den hierarchischen Aufbau des Adresssystems und die Zuordnung von Teilnetzen auslesen. Dadurch können Webseitenbetreiber zurückverfolgen, von welchem ISP eine IP vergeben wurde. Dessen Standort und Einflussbereich wiederum lassen Rückschlüsse auf die ungefähre Position eines Nutzers zu. Die genaue Adresse eines Kundenanschlusses kann im Rahmen des Geotrackings jedoch nicht genutzt werden, da sie dem Datenschutz unterliegt und lediglich dem ISP bekannt ist.
Doch gerade bei großen Internet-Service-Providern ist die Standortbestimmung auf Grundlage der in der IP kodierten Informationen für Geotargeting-Maßnahmen unzureichend. Zahlreiche Dienstleister haben sich daher auf die Ermittlung von Zusatzinformationen spezialisiert, um den Standort einer IP-Adresse genauer bestimmen zu können. Webseitenbetreibern stehen diese Informationen in der Regel kostenpflichtig in kontinuierlich aktualisierten Datenbanken zur Verfügung.
Um die Geolocation einer IP-Adresse so genau wie möglich zu bestimmen, kommen Lokalisierungsstrategien zum Einsatz, die sich auf Netzmessungen stützen und diese mit Latenzzeiten abgleichen. Andere Ansätze greifen auf BGP-Routingtabellen, Adress-Präfixe und Whois-Datenbestände zurück, um IP-Adressen in Cluster einzuteilen. Zudem finden sich IP-Datenbanken, die durch freiwillige Nutzerauskünfte im Rahmen von Online-Gewinnspielen aufgebaut wurden. Trotz dieser Bemühung liefert die IP-basierte Standortbestimmung bestenfalls Näherungswerte. Webseitenbetreiber, die verlässliche Daten benötigen, sollten auf die Standortfreigabe im Webbrowser setzen.