Multi-Domain-Strategie für SEO einsetzen

Bei einer Multi-Domain-Strategie werden mehrere separate Domains eingesetzt, um die Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu erhöhen. Hierbei können die einzelnen Domains sich beispielsweise auf unterschiedliche Zielgruppen, Produkte oder Regionen beziehen.

Hinweis

Wir benutzen in diesem Artikel den SEO-Fachausdruck „SERP“. Die Abkürzung steht für „Search Engine Results Page“. Es handelt sich also um die Ergebnisseiten einer Suche bei Google oder einer anderen Suchmaschine.

Wie hängen Inhalte, Domains und Suchmaschinen zusammen?

Bei der Multi-Domain-Strategie handelt es sich in erster Linie um einen fortgeschrittenen Ansatz zur Suchmaschinenoptimierung („Search Engine Optimization“, SEO) unter Nutzung multipler Domains. Beim Multi-Domain-SEO gilt — wie auch sonst bei SEO — die Maxime „Content is king“ (zu Deutsch in etwa „der Inhalt macht’s“). Um zu verstehen, was eine funktionierende Multiple-Domain-Strategie ausmacht, schauen wir uns zunächst an, wie Inhalte, Domains und Suchmaschinen zusammenhängen.

Normalerweise existieren die Inhalte einer Website unter einer einzigen Domain. Stellen Sie sich beispielshalber eine Website mit der Domain example.com vor. Unterhalb der Domain sind die Inhalte für gewöhnlich feiner strukturiert und unter entsprechenden URLs abrufbar. Die Bots der Suchmaschinen orientieren sich primär an den URLs und indizieren die darunter befindlichen Inhalte.

Ein Multiple-Domain-Setup führt zu einer komplett unterschiedlichen Bewertung durch Suchmaschinen. Eine Suchmaschine betrachtet alle Inhalte unter einer Domain als zusammengehörig. Demgegenüber implizieren verschiedenen Domains eine klare Trennung der Inhalte. Möchte man von den über multiple Domains verteilten Inhalten profitieren, benötigt man eine ausgefeilte Multiple-Domain-Content-Strategie.

Webinhalte mit Verzeichnissen strukturieren

Die Verzeichnisse folgen nach der Domain und bilden einen „Pfad“. Vom Prinzip her genauso, wie Sie das vielleicht von den Dateien auf der Festplatte Ihres Computers gewöhnt sind. Hier ein Beispiel für die URL des Logos einer Beispiel-Site.

  • Der Domain folgt das Verzeichnis ‘bilder’, in dem die Datei ‘logo.png’ gespeichert ist: http://example.com/bilder/logo.png

Für gewöhnlich liegen die meisten Inhalte einer größeren Website nicht als individuelle Dateien in Verzeichnissen vor. Stattdessen werden die Inhalte durch einen dynamischen Prozess erzeugt. Beispielsweise werden sie aus einer Datenbank geladen und auf Grundlage eines Templates visualisiert. Jedem einzelnen Inhalt wird eine feste URL zugewiesen, der „Permalink“. Hier ein paar Beispiele für mögliche Permalink-Strukturen.

  • Permalink enthält Titel des Artikels: http://example.com/multi-domain-strategie
  • Permalink enthält Titel des Artikels ‘multi-domain-strategie’ und Kategorie ‘artikel’: http://example.com/artikel/multi-domain-strategie
  • Permalink enthält Titel des Artikels und Datum der Veröffentlichung ‘2020/02’: http://example.com/2020/02/multi-domain-strategie
  • Usw., wobei auch Mischformen möglich sind

Mit Multiple-Domain-Setup Inhalte auf Domain-Ebene strukturieren

Bisher haben wir die Möglichkeiten betrachtet, Webinhalte unterhalb einer Domain zu strukturieren. Wie Sie sehen, bieten sich vielfältige Ansätze. In manchen Fällen ist es jedoch sinnvoll, Webinhalte auf mehrere Domains zu verteilen. Man spricht dann von einem Multiple-Domain-Setup.

In der Regel steigt durch den Einsatz eines Multiple-Domain-Setups die Komplexität des gesamten Systems. Der Schritt weg von einer einzigen Domain sollte daher gut überlegt sein; es handelt sich um eine strategische Entscheidung. Vor allem das Multi-Domain-SEO muss von Anfang an mitbedacht werden. Was sind nun die Beweggründe, multiple Domains einzusetzen?

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Mit Multiple-Domain-Setup angepasste technische Infrastruktur nutzen

Eine einzelne Domain wird für gewöhnlich von einem einzelnen Server bedient. In bestimmten Fällen möchte man Teile einer Website mit eigenständigen Systemen realisieren. Stellen Sie sich eine Firmenwebsite vor, die neben den informativen Seiten einen Online-Shop und Blog enthält. Wird ein einzelnes, zentrales System für die drei Bereiche genutzt, zeigen sich schnell Engpässe. Ab einer gewissen Komplexität wäre es besser, die drei Bereiche gesondert zu verwalten. Ein gangbarer Ansatz wäre der folgende, bei dem drei Domains zum Einsatz kommen:

  1. Statische Seiten für die Firmenwebsite: www.example.com
  2. WordPress für den Blog: blog.example.com
  3. Magento für den Online-Shop: shop.example.com

Jedes der Systeme ist perfekt auf die jeweilige Aufgabe angepasst und wird für sich verwaltet. Möchte man eines der Systeme optimieren, werden die anderen dadurch nicht beeinträchtigt. Ferner lassen sich die einzelnen Systeme problemlos auf unterschiedlichen Servern hosten. Dem großen administrativen Vorteil gegenüber steht die Notwendigkeit, ein wohl koordiniertes Multi-Domain-SEO zu betreiben. Ansonsten drohen Probleme beim Ranking der einzelnen Sites und der Außendarstellung der Marke.

Mit Multiple-Domain-Setup Gruppen von Inhalten auf einzelne Sites aufteilen

Manche Websites enthalten große Mengen von Inhalten. Besteht zwischen Gruppen von Inhalten kein starker Bezug untereinander, ist es sinnvoll, sie unabhängig voneinander zu organisieren. Stellen Sie sich beispielsweise eine große, mehrsprachige News-Website vor: Voneinander unabhängige Teams aus Editoren pflegen die Editionen der verschiedenen Sprachen bzw. Länder. Die Editionen gleichen sich weder im Umfang der Inhalte noch in den eingesetzten Inhalte-Strukturen. Dann bietet sich folgende Multi-Domain-Strategie an:

  1. Homepage, leitet Nutzer automatisch auf Startseite der passenden Edition weiter: www.example.com
  2. Deutsche Edition: de.example.com
  3. Englische Edition: en.example.com
  4. Für weitere Sprachen analog

Der Einsatz sprachspezifischer Subdomains dürfte Ihnen auch von Wikipedia bekannt sein. Bei Wikipedia-Artikeln finden wir jedoch eine Besonderheit mit Bezug auf Multi-Domain-SEO vor: ein Artikel in einer Sprache soll auf denselben Artikel in allen anderen Sprachversionen verlinken. Zur Realisierung kommt das hreflang-Attribut des link-Elements zum Tragen. Dieses teilt Suchmaschinen-Bots mit, dass die Inhalte unter den verschiedenen Domains ein und denselben Inhalt in unterschiedlichen Sprachen repräsentieren.

Zu guter Letzt ein abschließendes Beispiel: Unter WordPress.com kann sich jedermann eine eigene WordPress-Website anlegen. Diese wird kostenlos gehostet und kann als Blog oder Website betrieben werden. Jede neu hinzugekommene WordPress-Instanz wird unter einer eigenen Subdomain angelegt, z.B. example.wordpress.com. Hier sind Subdomains aus SEO-Sicht die richtige Wahl; mit Unterverzeichnissen würden die gehosteten Sites sich untereinander in den Suchergebnissen beeinflussen.

Mit Multiple-Domain-Setup eine Multi-Domain-Strategie implementieren

Auf technischer Ebene besteht der Kern einer Multi-Domain-Strategie aus zwei Komponenten:

  1. Gezielt Inhalte auf mehrere Sites unter verschiedenen Domains verteilen.
  2. Die Inhalte clever untereinander verlinken bzw. spezifische Weiterleitungen zwischen Inhalten einrichten.

Für Suchmaschinen entsteht so eine Struktur, die über eine einzelne Domain hinausragt. Wenn korrekt implementiert, ergeben sich entscheidende Vorteile beim Ranking. Enthalten die einzelnen Sites ähnliche Keywords, steht in Aussicht, die erste Seite der SERPs zu dominieren. Bei unterschiedlichen Keywords lassen sich spezifische Nischen besetzen.

Kritisch ist dabei, dass für SEO ausschließlich die unter den Domains gehosteten Inhalte zählen. Denn nur indizierte Inhalte fließen in das Ranking der Domain ein. Entgegen landläufiger Meinung bietet es keinen unmittelbaren SEO-Vorteil, multiple Domains per Weiterleitung auf eine Haupt-Domain zu lenken. Dennoch kann es sinnvoll sein, Domain-Parking zu betreiben. Das kann auch helfen, wenn Sie Ihre Domain vor Typosquatting schützen und ähnlichen fragwürdigen Praktiken vorbeugen wollen.

Die richtigen Domains für Multi-Domain-Strategie wählen

Im Sprachgebrauch nutzen wir die Begriffe „Domain“ und „Subdomain“ intuitiv. Für unser Auge besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen ‘example.com’ und ‘sub.example.com’. Aus Sicht einer Suchmaschine sind dies jedoch vollkommen unterschiedliche Domains. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Begriffe der Domain-Hierarchie:

Fully Qualified Domain Dame (FQDN) Top-Level-Domain (TLD) Second-Level-Domain (SLD) Third-Level-Domain (Subdomain)
sub.example.com com example sub

Für eine Multiple-Domain-Strategie kann man auch gänzlich unterschiedliche Second-Level-Domains nutzen. Letzteres impliziert eine klare visuelle Trennung und wirkt sich damit anders auf die menschliche Wahrnehmung aus. Die Nutzung von Subdomains oder Second-Level-Domains bringt unterschiedliche Vor- und Nachteile. Entscheidend sind die gewünschten Effekte für die SEO bei der Domain-Auswahl. Hier eine Übersicht möglicher Lösungen für zwei Beispiel-Sites:

Anwendung mit Unterverzeichnis mit Subdomain mit alternativer TLD mit alternativer SLD
Online-Shop für example.com example.com/shop/ shop.example.com example.shop exampleshop.com
Deutsche Sprachversion für example.com example.com/de/ de.example.com example.de beispiel.de

SEO: Wann sind mehrere Domains sinnvoll?

Eine Multiple-Domain-Strategie lohnt sich in den folgenden Fällen:

  1. Als langfristige SEO-Strategie, wenn andere SEO-Techniken bereits ausgereizt sind
  2. Um eine gesamte Marke besser zu positionieren, anstatt eine einzelne Site
  3. Um auf der ersten Seite der SERPs Keyword-Dominanz zu erreichen
  4. Bei Expansion in neue Märkte, entweder geografisch oder mit neuen Produkten

Bei mehreren hochplatzierten Ergebnissen in den SERPs besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutzer eines der Ergebnisse anklickt. Ferner ist ein Geflecht von Domains resistenter gegenüber Änderungen der Suchmaschinen-Algorithmen. Eine etwaige Abstrafung betrifft dann nur eine der Sites.

Zwei Arten, die Multi-Domain-Strategie einzusetzen

Um eine Multi-Domain-Strategie einzusetzen, benötigen wir zunächst mehrere Domains. Es stellt sich die Frage, wo wir diese herbekommen. Prinzipiell gibt es vier Wege, eine Domain für Multi-Domain-SEO zu erlangen:

  1. Subdomain unter Haupt-Domain (Second-Level-Domain, SLD) erzeugen
  2. Neue Domain registrieren
  3. Abgelaufene SLD registrieren
  4. Bereits registrierte SLD aufkaufen

Jeder der vier Wege hat spezifische Vor- und Nachteile. Diese haben wir hier für Sie zusammengefasst:

Domain Vorteil Nachteil
Subdomain ✓ Volle Kontrolle; garantiert verfügbar; visuell der Hauptdomain untergeordnet ✗ Domain fängt bei null an; visuell der Hauptdomain untergeordnet
Neue SLD registrieren ✓ Volle Kontrolle; Nutzung neuer TLD ✗ Domain fängt bei null an
Abgelaufene SLD registrieren ✓ Potenziell wertvolle Backlinks ✗ Kann vorbelastet sein
Registrierte SLD kaufen ✓ Perfekter Name; potenziell wertvolle Backlinks ✗ Kann sehr teuer sein; kann vorbelastet sein
Tipp

Neben den meistgenutzten Top-Level-Domains (TLDs).com, org und .net existiert eine Vielzahl neuer Domainendungen. Für Tech-Startups haben sich insbesondere die TLDs .io, .app, .tech und .cloud etabliert. Sichern Sie sich gleich jetzt Ihre Wunsch-Domain!

Microsites für Multi-Domain-Strategie einsetzen

Ein erprobter Weg, die Multiple-Domain-Strategie umzusetzen, besteht darin, mehrere Microsites aufzubauen. Eine Microsite ist ein Website-Typ mit eng definiertem Fokus auf ein bestimmtes Produkt. Jede der Microsites wird für eine spezifische Nische, Audienz, oder Keywords optimiert. Von den Seiten der Microsites wird dann auf die eigentliche Hauptsite verlinkt. Es ergibt sich das Potential, die SERPs für spezifische Keywords zu dominieren.

Die Erstellung einer Microsite können Sie einem Freelancer oder einer Agentur übertragen. Jedoch ist dies ggf. mit nicht unerheblichen Kosten für die Website verbunden. Preiswerter ist der MyWebsite Design-Service von IONOS. Alternativ erstellen Sie eine eigene Microsite mit dem MyWebsite Homepage-Baukasten.

In jedem Fall sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre Microsite über ein gültiges SSL-Zertifikat verfügt. Stellen Sie ferner sicher, dass für alle Inhalte ein Canonical-Tag festgelegt ist, um Duplicate Content und damit negative Folgen fürs Google-Ranking zu vermeiden.

Weiterleitungen für Multi-Domain-Strategie einsetzen

Anstatt selbst Microsites unter mehreren Domains aufzubauen, gibt es einen direkteren Weg: Man kauft gezielt existierende Sites inklusive Domains auf. Dabei wählt man Sites bzw. Domain mit starkem Ranking für interessante Keywords. Über Redirects vom Typ 301 werden spezifische URLs der aufgekauften Sites auf Seiten der Hauptsite weitergeleitet. Suchmaschinen respektieren die 301-Redirects und übertragen den „Link Juice“. Das Ranking der Hauptsite für neue Keywords steigt.

Dieser Ansatz erfordert einer Menge Planung und Feingefühl. Obwohl es prinzipiell möglich ist, die gesamte Domain der eingekauften Site auf die Hauptsite umzuleiten, sollte man dies nach Möglichkeit vermeiden. Es ist erfolgsversprechender, weiterhin indizierbare Inhalte unter der eingekauften Domain zu belassen und nur spezifische URLs weiterzuleiten. Suchmaschinen-Experte Neil Patel merkt dazu an, dass der Link Juice mehr und mehr verloren geht, wenn man die alten Inhalte der Domain ersetzt.

Multi-Domain-Strategie – ein Beispiel

Im Folgenden stellen wir Ihnen ein Beispiel für die Multiple-Domain-Strategie des Unternehmens Apple vor.

Hinweis

Um die folgenden Suchen nachvollziehen zu können, müssen Sie diese in einem Inkognito-Fenster ausführen. Je nach Browsereinstellungen und Ort Ihrer Suche kann es dennoch vorkommen, dass Ihnen andere Resultate angezeigt werden als auf unseren Screenshots.

Führen Sie eine Google-Suche für den Suchterm ‘apple id’ durch. Wie Sie sehen, wird die erste Seite der Suchergebnisse komplett von Apple dominiert. Dabei treten drei Apple-Domains in Erscheinung:

Domain Erklärung *Domain-Art
appleid.apple.com Microsite zur Verwaltung der Apple-ID Subdomain
support.apple.com Support-Seiten des Apple Hilfe-Portals Subdomain
www.apple.com Kontoverwaltung-Seiten des Apple Shop Second-Level-Domain (SLD) mit www-Subdomain
SERP der Google-Suche ′apple id′
SERP der Google-Suche ′apple id′. / Quelle: https://www.google.com/search?hl=us&q=apple%20id

Multi-Domain-Strategie: Vorteile und Nachteile

Eine Multi-Domain-Strategie kann sinnvoll sein, erfordert jedoch in der Regel viel Aufwand. Da es sich um eine langfristige Strategie handelt, ist sie eher für größere Unternehmen geeignet. Wir haben die Vor- und Nachteile von multiplen Domains für Sie zusammengestellt:

Vorteile Nachteile
✓ Zielgruppenspezifische Websites ✗ Teuer
✓ Spezialisierte Inhalte ✗ Hoher Verwaltungsaufwand
✓ Bessere Rankingergebnisse ✗ Gefahr von Duplicate Content
✓ Regionale Ausrichtung möglich ✗ Eventuelle Verwirrung für Nutzende

Auch die beiden beschriebenen Ansätze für eine Multi-Domain-Strategie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile. Beachten Sie, dass diese sich gegenseitig keinesfalls ausschließen. Vielmehr kann eine funktionierende Multiple-Domain-Strategie sowohl eingekaufte als auch selbst erstellte Microsites umfassen. Je nach spezifischem Anwendungsfall können dabei Verlinkungen und Weiterleitungen zum Einsatz kommen.

Multi-Domain-Ansatz Vorteil Nachteil
Microsites bauen ✓ Volle Kontrolle ✗ Aufwendig, teuer
Redirects einsetzen ✓ Nutzt vorhandenen Link Juice ✗ Erfordert eine Menge Feingefühl, teuer