Open Source einfach erklärt: Das ist quelloffene Software

Hinter dem Begriff „Open Source“ steckt viel mehr als nur Software, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist und von Dritten eingesehen, kopiert oder verändert werden kann. Über die letzten Jahrzehnte hat sich Open Source nämlich auch zu einer Arbeitsweise und einer Bewegung der kollektiven Problemlösung entwickelt. Durch das dezentrale Produktionsmodell ist Open-Source-Software allerdings auf Peer-Review (unabhängiges Verfahren zur Qualitätssicherung) und den Input von Programmierer-Communitys angewiesen. Diese Zusammenarbeit ist eines der Hauptmerkmale „offener Software“. Eine genaue Definition von Open Source sowie eine klare Unterscheidung freier, offener und geschlossener Software bietet dieser Artikel.

Was ist Open Source?

Open Source hat seine Ursprünge im Begriff „Open-Source-Software“, kurz OSS. Bei dieser Art von Software ist der Quellcode frei einsehbar. Programmierer und Nutzer können ihn verändern und teilen. Im Vergleich zu proprietärer Software sind Open-Source-Produkte flexibler und günstiger in der Anschaffung. Open-Source-Software gehört keiner Einzelperson und keinem Unternehmen. Eine große Entwickler-Community pflegt sie und verbessert das Produkt durch kollektiven Input kontinuierlich. In manchen Fällen schließen sich Organisationen oder Unternehmen für Open-Source-Projekte zusammen, um Entwicklungskosten sparen.
Dieses Produktionsmodell in der Softwareentwicklung ist alles andere als neu: Tatsächlich ist Open Source so alt wie das Internet. In den 50er- und 60er-Jahren wurden die ersten Telekommunikations-Netzwerkprotokolle in einer offenen Umgebung entwickelt. Das ARPANET (Advanced Research Projects Agency Network), das den Grundstein für das moderne Internet legte, basierte genau wie heutige Open-Source-Software auf Zusammenarbeit und Peer-Reviews. Und die Hacker-Bewegung der 70er- und die Freie-Software-Bewegung der 80er-Jahre stärkten die Idee des freien Wissensaustauschs in der Software-Entwicklung. Heute beschreibt Open Source nicht nur eine „offene Software“, sondern auch eine kollaborative Einstellung in der IT-Welt.
Definition: Open Source
Open Source ist das zentrale Prinzip von Open-Source-Software. Hierbei handelt es sich um Software, deren Quellcode frei einsehbar ist und der beliebig verändert oder kopiert werden kann. Hinter dem dezentralen Open-Source-Konzept steckt ein stark ausgeprägter Kollektivgedanke: Der Input einer großen Entwickler-Community, die im freiem Wissensaustausch Probleme löst, pflegt und verbessert das Produkt für alle Nutzer.

Was ist der Unterschied zwischen freier, offener und geschlossener Software?

Bevor sich der Begriff Open Source durchgesetzt hat, sprach man bei öffentlich zugänglichen Software-Modellen zunächst von „freier Software“. Dies ist insbesondere auf das GNU-Projekt zurückzuführen. GNU ist ein Betriebssystem, das während der Freien-Software-Bewegung entstand und Endnutzern maximale Freiheit bei der Verwendung von Quellcode gewähren sollte. Dabei stand „freie Software“ im direkten Gegensatz zu proprietärer oder „geschlossener Software“. Bei dieser ist es nur dem eingetragenen Besitzer(unternehmen) rechtlich gestattet, auf den Quellcode zuzugreifen und ihn zu verändern oder zu teilen. Nutzer können die Software lediglich für den vorgesehenen Bestimmungszweck und meist nur gegen Bezahlung verwenden.
Gerade im Englischen sorgte die Bezeichnung „freie Software“ jedoch für Verwirrung. Das Wort „free“ bedeutet nämlich nicht nur frei, sondern auch kostenlos. Frei sollte aber lediglich die Nutzerfreiheiten beschreiben und nicht, dass es sich um kostenlose Software oder ein Allgemeingut handelt. Denn wie bei Creative Commons-Verträgen gilt auch bei Open-Source-Software nicht das Alles-ist-erlaubt-Prinzip: Es sind bestimmte Bedingungen an die Nutzung geknüpft. Um den Fokus weg vom kommerziellen Gedanken, hin zur freien Verwendung zu lenken, prägte das Foresight Institute im Jahr 1998 den Begriff „Open Source“, was so viel wie „offene Quelle“ oder „offene Software“ bedeutet.
Hinweis
Open-Source-Software unterscheidet sich von Public-Domain-Software, die oft als Freeware oder gemeinfreie Software bezeichnet wird. Da die Bezeichnungen jedoch nicht eindeutig voneinander abgegrenzt sind, kann es bei den beiden Software-Begriffen zu Bedeutungsüberschneidungen kommen.

Was muss man bei Open Source beachten?

Besonders in den Anfangsphasen standen Unternehmen dem Einsatz von Open-Source-Software skeptisch gegenüber. Zum einen wollten sie sich lizenzrechtlich nicht angreifbar machen und zum anderen befürchteten sie, Teile der eigenen Software offenlegen zu müssen. Mittlerweile hat sich die Mehrheit dieser Befürchtungen aufgelöst und viele große Unternehmen setzen ganz bewusst auf Open-Source-Lösungen. Um weltweit eine möglichst breite Entwickler-Basis einbinden zu können, wurden unterschiedliche Lizenzmodelle entwickelt. Dabei bezieht sich ein Großteil der Bestimmungen auf Nutzerpflichten, die mit der Dokumentation und Offenlegung der Verwendung von Open-Source-Projekten zusammenhängen.
Bevor Sie Open Source-Komponenten einsetzen, prüfen Sie deshalb, unter welchen Lizenzen diese zur Verfügung gestellt werden. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, ist es wichtig, die einzelnen Komponenten ausschließlich gemäß den Lizenzbedingungen zu nutzen und sicherzustellen, dass Sie die Verwendung dokumentieren. Auf Nachfrage müssen Sie nämlich dazu in der Lage sein, Ihre Werkzeuge und Quellcodes offen darzulegen. Entwickler-Plattformen wie GitHub, die für die Versionsverwaltung von Software-Entwicklungsprojekten zum Einsatz kommt, und Lizenzwerkzeuge erleichtern den gesetzeskonformen Umgang mit Open-Source-Software erheblich. Oft lässt sich auch eine sogenannte „Software-Stückliste“ erstellen, mit der Sie den Überblick über die Lizenzarten Ihrer verwendeten Software-Komponenten behalten.

Beispiele für Open-Source-Software

Ohne es vielleicht zu wissen, verwendet die Mehrheit der Internetnutzer regelmäßig Software, die unter einem Open-Source-Lizenzmodell verbreitet wird. Im Folgenden sind drei erfolgreiche quelloffene Projekte aufgelistet, die weltbekannt sind und die OS-Bewegung maßgeblich beeinflusst haben.
PHP: Diese Skriptsprache wurde zur Erstellung dynamischer Webseiten entwickelt. Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 1995 zählt sie zu den weltweit meist verwendeten Web-Programmiersprachen. PHP bietet Anwendungen wie beispielsweise Slack oder Spotify ein hohes Maß an Flexibilität bei der Datenbankunterstützung und Internet-Protokoll-Einbindung.
Mozilla Firefox: Der frei konfigurierbare Browser Mozilla Firefox bietet eine riesige Auswahl an Plug-ins und gehört weltweit zu den drei meistgenutzten Web-Clients. Er kam 2002 auf den Markt und löste mit seinem offenen Konzept große Wellen in der Tech-Industrie aus. Laut der US-amerikanischen Medien-Webseite CNET spielte Mozilla Firefox bei der Verbreitung von Open Source eine zentrale Rolle.
WordPress: Das freie Content-Management-System WordPress gibt es seit 2003. Seitdem wird das Projekt kontinuierlich erweitert. WordPress basiert auf der Open-Source-Programmiersprache PHP und wurde ursprünglich für die Erstellung und Verwaltung von Weblogs entwickelt. Durch die Integration von externen Plug-ins bietet das CMS Nutzern viele Konfigurationsmöglichkeiten mit minimalem Aufwand. Heute gehört WordPress weltweit zu den beliebtesten und meistgenutzten Content-Management-Systemen.

Vor- und Nachteile von Open Source-Software

Es gibt zahlreiche Argumente, die für die Verwendung von Open-Source-Software sprechen. Allerdings sind mit ihrem Gebrauch auch einige Risiken verbunden, mit denen Sie sich vor einem Einsatz auseinandersetzen sollten. Wägen Sie die folgenden Vor- und Nachteile von Open Source ab, um festzustellen, ob diese Art von Software-Modell für Sie infrage kommt.
Vorteile:
  • Geringe Anschaffungskosten: Quellcode von Open-Source-Software wird Nutzern meistens kostenlos zur Verfügung gestellt, sodass hohe Anschaffungskosten entfallen.
  • Zuverlässigkeit: Die Tatsache, dass eine gesamte Entwickler-Community an der Verbesserung des Produkts arbeitet, macht es oft zuverlässiger als proprietäre Software.
  • Langlebigkeit: Open-Source-Software ist beständig, da sie nicht an den Erfolg eines einzigen Anbieters gebunden ist, dessen Dienste bei einer Geschäftsauflösung entfallen würden.
  • Sicherheit: Die Entwickler-Community erkennt Bugs und Sicherheitsbedrohungen sobald diese auftauchen und behebt sie oft in kürzester Zeit.
  • Flexibilität: Open Source gewährt Nutzern ein hohes Maß an Flexibilität, sodass sich die Software den eigenen Bedürfnissen ohne Einwilligung eines Anbieters anpassen lässt.
Nachteile:
  • Langzeitkosten: Bei Open-Source-Projekten kann es zu bestimmten Folgekosten kommen, die z. B. aus dem Anlernen von Mitarbeitern oder externer Fehlerbehebung resultieren.
  • Support: Während bei proprietärer Software Kundendienste wie Troubleshooting miteingeschlossen sind, haben Nutzer von OSS keinen direkten Ansprechpartner.
  • Benutzerfreundlichkeit: Open-Source-Software ist auf Entwickler ausgerichtet und setzt für die Konfiguration ein gewisses technisches Verständnis voraus.
  • Stilllegung: Obwohl die meisten OS-Projekte langlebig sind, kann es durchaus vorkommen, dass ein Projekt die Aufmerksamkeit der Entwickler-Community verliert.
  • Sicherheit: In der Regel ist die Nutzung von Open-Source-Projekten sicher. Trotzdem ist zu bedenken, dass diese in einem unkontrollierten Umfeld entstehen, in dem Malware leichter integriert werden kann.

Fazit

In Anbetracht der vielen Vorteile ist es kein Wunder, dass sich das Open-Source-Konzept in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt hat. Mit den richtigen Werkzeugen und Engagement ausgestattet, profitieren Open-Source-Anwender selbst von dieser Software und sind gleichzeitig Teil einer weltweiten IT-Bewegung, die auf die kollektive Wertschöpfung setzt.
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