Anwendungsschicht: Alles Wissenswerte über die siebte Ebene des OSI-Modells

Die Anwendungsschicht ist die siebte und damit oberste Ebene des OSI-Modells und regelt die Kommunikation verschiedener Anwendungsprogramme innerhalb eines Netzwerks. Die OSI-Anwendungsschicht kann allgemeine und benutzerorientiere Dienste ausführen und wird von zahlreichen Protokollen genutzt.

Was ist die OSI-Anwendungsschicht?

Das OSI-Modell (kurz für Open Systems Interconnection Model) ist seit 1983 der Standard für die offene Kommunikation über verschiedene Systeme hinweg. Es bestimmt herstellerunabhängige Gemeinsamkeiten, die zu einer Kompatibilität verschiedener Soft- und Hardware untereinander führen soll. Das Referenzmodell unterteilt zu diesem Zweck die Netzwerkkommunikation in sieben verschiedene Schichten oder Layers. Die siebte und damit oberste Schicht ist die sogenannte Anwendungsschicht, die auch als Application Layer bezeichnet wird. Diese Ebene hat direkten Kontakt zu verschiedenen Anwendungen und stellt Dienste sowie Protokolle und Datenstrukturen bereit.

Welche Funktionen hat die Anwendungsschicht?

Die Anwendungsschicht ermöglicht eine effiziente und sichere Kommunikation zwischen verschiedenen Anwendungsprogrammen innerhalb eines Netzwerks. Dabei fungiert sie selbst nicht als Anwendung, sondern bietet nur unterschiedliche Funktionen an. Dazu gehören:

  • Identifikation: Hierbei stellt die OSI-Anwendungsschicht sicher, dass die Seite, die erreicht werden soll, einerseits erreicht werden kann und sich andererseits klar und ohne Einschränkungen identifizieren lässt.
  • Authentifizierung: Die Anwendungsschicht bestimmt zum Beispiel im Falle einer Kommunikation per E-Mail den Absender und den Empfänger einer Nachricht oder auch nur einen von beiden.
  • Analyse: Über die Anwendungsschicht wird sichergestellt, dass die nötigen Voraussetzungen gegeben sind, damit zwei Systeme miteinander kommunizieren können. Dazu gehört zum Beispiel die Überprüfung, ob eine aktive Netzwerkverbindung vorhanden ist.
  • Sicherheit: Der Application Layer überprüft auf beiden Seiten der Kommunikationssysteme, dass Protokolle und Prozeduren im Bereich der Privatsphäre, des Zustands der Daten und möglicher Fehlerlösungen eingehalten und in Einklang gebracht werden.
  • Überwachung: Die Anwendungsebene überwacht die Datensyntaxregeln und stellt sicher, dass das Netzwerkprotokoll während der Interaktion eingehalten wird.

Welche Dienste führt die Anwendungsschicht aus?

Die Anwendungsschicht führt verschiedene Dienste aus, wobei die Grunddienste ursprünglich in zwei große Kategorien unterteilt wurden: CASE (Common Application Service Elements) und SASE (Specific Application Service Elements).

CASE in der Anwendungsschicht

CASE bezeichnet dabei allgemeine Funktionen, die die Koordination anderer Protokolle regeln und somit auch den Unterbau für SASE bilden. Zu den Standardanwendungen gehören unter anderem Auftragstransfer, Datentransfer und E-Mail-Funktionen. Ein Beispiel für CASE im Bereich der Anwendungsschicht wären Verzeichnisdienste. Diese können eine Verteilerliste erstellen, einen Server für eine bestimmte Dienstleistung oder Aktion bestimmen oder Namen und Adressen zuordnen.

SASE in der Anwendungsschicht

Im Gegensatz dazu handelt es sich bei SASE um benutzerorientierte Funktionen, die anwendungsspezifisch sind und in vielen Fällen auf CASE aufbauen. Hierzu können unter anderem benutzerorientierte Verzeichnisse, virtuelle Terminals, Datentransfer, E-Mail oder die Übertragung von Grafiken und Medien gehören.

Während die beiden Dienste zunächst in der Planung strikt getrennt waren, gibt es in der Praxis durch das Zusammenspiel von SASE und CASE und die Abhängigkeit des einen vom anderen große Überschneidungen. Daher definiert man häufig auch beide zusammen als Anwendungssteuerungs-Dienstelemente (ACSE).

Welche Protokolle nutzen die Anwendungsschicht?

Es gibt zahlreiche Protokolle, die die OSI-Anwendungsschicht verwenden. Die bekanntesten davon dürften die TCP/IP-Protokolle sein, die die Grundlage für das Internet und die Kommunikation in Netzwerken bilden. Unter anderem nutzen folgende Programme den Application Layer:

  • HTTP (Hypertext Transfer Protocol): Wird zur Übertragung von HTML-Seiten genutzt.
  • HTTPS (Hypertext Transfer Protocol): Die verschlüsselte Version eines Übertragungsprotokolls.
  • Telnet (Telecommunication Network): Ermöglicht den Zugriff eines virtuellen Terminals auf einen entfernten Rechner.
  • FTP (File Transfer Protocol): FTP ermöglicht den Datenaustausch zwischen zwei Rechnern, auch wenn sich diese hinsichtlich ihrer Bauweise und ihres Betriebssystems unterscheiden.
  • TFTP (Trivial File Transfer Protocol): Ähnelt FTP, setzt allerdings auf UDP auf.
  • SMTP (Simple Mail Transfer Protocol): Ermöglicht den Austausch von E-Mails zwischen zwei Rechnern.
  • DNS (Domain Name System): Löst Domains in IP-Adressen auf.
  • NFS (Network File System): Ermöglicht den Zugriff auf entfernte Daten über ein Netzwerk.
  • POP (Post Office Protocol): Ruft E-Mails von einem Server ab und kann diese bei Bedarf löschen.
  • NTP (Network Time Protocol): Der Standard zur Synchronisierung mehrerer Netzwerkuhren, ermöglicht auch die Erstellung eines Zeitstempels.
  • NNTP (Network News Transfer Protocol): Ein Übertragungsprotokoll zur Verwaltung von Nachrichten und Newsgroups.
  • SSH (Secure Shell): Ermöglicht die sichere Verbindung zwischen zwei Rechnern in einem Netzwerk.
  • SNMP (Simple Network Management Protocol): Für die Verwaltung und Überwachung von Netzwerken sowie die Kommunikation mit diesen von einer zentralen Station aus.