SocialBlade: Social-Media-Daten auf Abruf

Ruhm, Sponsoring-Verträge und das ganz große Geld – davon träumt so mancher YouTuber. Damit sich dieser Traum leichter verwirklichen lässt, bietet die Videoplattform ein praktisches Analyse-Tool, das dabei helfen soll, den eigenen Content zu optimieren und mehr Abonnenten zu gewinnen. Doch nicht jeder kommt mit dessen komplexer Benutzeroberfläche zurecht – stattdessen greifen viele User auf Tools von Drittanbietern zurück. Eines der bekanntesten ist SocialBlade. Welche Funktionen dieses Tool Ihnen bietet, erläutern wir im Folgenden.

Was ist SocialBlade?

SocialBlade (auch die Getrenntschreibung „Social Blade“ ist üblich und wird abseits des Logos sogar vom Anbieter selbst verwendet) ist eine US-amerikanische, englischsprachige Website zum Tracken und Analysieren von Social-Media-Daten. Zwar konzentriert sich der Dienst überwiegend auf die Videoplattform YouTube, er bietet aber auch Informationen zu deren direkten oder indirekten Konkurrenten Twitch, Instagram, Twitter und Facebook sowie zu den hierzulande etwas seltener genutzten Plattformen Mixer und Dailymotion.

SocialBlade nutzt die öffentlichen APIs (kurz für „application programming interfaces“, zu Deutsch: „Schnittstellen zur Anwendungsprogrammierung“) dieser Medien, um auf die von ihnen angebotenen Daten zuzugreifen. Auf diese Weise trackt die Website aktuell mehr als 27 Millionen YouTube-Kanäle, 8 Millionen Twitter-Profile und 7 Millionen Twitch-Accounts (Stand: April 2019). Aber nicht nur das – SocialBlade wertet die gesammelten Daten aus und stellt die Ergebnisse in übersichtlicher Form dar, sodass sie von Videoproduzenten, Unternehmen und Nachrichtenportalen weiterverwendet werden können. Eine Smartphone-App für iOS und Android ist ebenfalls verfügbar.

Hinweis

Drittanbieter-Dienste wie ChannelMeter sind beliebte Alternativen zu SocialBlade.

Als Jason Urgo, CEO von SocialBlade, im Februar 2008 seine Website ins Leben rief, diente sie zunächst nur dem Tracking von Daten der Plattform Digg – und erreichte somit nur ein Nischenpublikum. In dem Bestreben, einen Service für Nutzer aller sozialen Medien zu ins Leben zu rufen, programmierte er schließlich SocialBlade (grob übersetzt: „soziales Messer“) – ein Mittel, um durch die Algorithmen von sozialen Medien zu schneiden und herauszufinden, wie sie funktionieren und wachsen, so meinte Urgo sinngemäß in einem Blog-Beitrag vom Februar 2017.

Urgo – seit 2007 unter dem Pseudonym Urgo6667 selbst YouTuber– nutzte eigenen Angaben zufolge ursprünglich neben YouTube Analytics auch das Tool eines Drittanbieters, das jedoch vom Netz genommen wurde. Als Reaktion darauf richtete er SocialBlade ab 2010 auf YouTube-Analysen aus. Durch eine Kooperation mit Maker Studios (heute eines der drei größten Produktionsnetzwerke für YouTube-Videos) nahm das Projekt im Februar 2011 stark an Fahrt auf, sodass SocialBlade im Oktober 2012 offiziell als „Limited Liability Company“ (LLC) angemeldet wurde – einer US-spezifischen Rechtsform für Unternehmen.

Aktuell trackt SocialBlade ca. 50 Millionen Social-Media-Accounts von 7 verschiedenen Plattformen (Stand: April 2019). 7 Millionen User besuchen die Website monatlich, viele davon sogar mehrmals täglich. Im globalen Alexa-Ranking belegt sie damit Platz 792 (Stand: Dezember 2018). Urgo selbst bewirbt sein Herzensprojekt als die Nummer eins, wenn es um YouTube-Statistiken außerhalb von YouTube selbst geht.

Welche Funktionen bietet SocialBlade?

SocialBlade präsentiert sich in seiner Außendarstellung seit seiner Gründung zukunftsgerichtet und erweitert sein Produkt- und Dienstleistungsangebot stetig um neue Funktionen und Services.

Detaillierte Social-Media-Daten

Der Hauptarbeitsbereich der Website liegt in der Sammlung und Kompilierung von YouTube-Daten, die sie über die öffentlich zugängliche Programmierschnittstelle YouTube API bezieht. Diese Daten bereitet SocialBlade visuell ansprechend und leicht verständlich auf und macht sie jedem Besucher kostenlos zugänglich. So lassen sich von der Homepage aus beispielsweise Top-Listen abrufen, die eine Übersicht über die aufruf- und abonnementstärksten YouTube-Kanäle bestimmter Länder und Themenbereiche bieten.

Wollen Sie stattdessen genauere Informationen zu einem bestimmten Kanal erhalten, geben Sie entweder dessen URL (bei alten Kanälen) oder ID (bei neuen Kanälen) in die Suchleiste von SocialBlade ein.

Hinweis

Kanäle, die das erste Mal gesucht werden, werden automatisch zur Datenbank von SocialBlade hinzugefügt.

Auf der gewünschten Kanal-Seite erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Daten namentlich die Anzahl der Uploads, Abonnenten und Videoaufrufe sowie das Herkunftsland des Kanals, den Kanal-Typ und das Erstellungsdatum. Ein aus mehreren Kriterien (wie bspw. die durchschnittliche Anzahl an Videoaufrufen, Erwähnungen in anderen Kanälen usw.) kalkulierter „Social Blade Rank“ gibt dem US-amerikanischen Schulnotensystem folgend (A, B+, C usw.) an, wie „einflussreich“ der jeweilige Kanal auf YouTube ist. Zudem können Sie sehen, wie sich die Videoaufrufe und Abonnements in den letzten 30 Tagen entwickelt haben, und erhalten eine Einschätzung der voraussichtlichen monatlichen und jährlichen Einnahmen des Kanals.

Weiter unten auf der Kanal-Seite werden Ihnen detaillierte Daten angezeigt: Tabellen erfassen die genannten Metriken auf täglicher Basis, Graphen visualisieren den monatlichen Fortschritt.

Über mehrere Reiter auf der Seite sind zudem noch folgende Informationen und Funktionen abrufbar:

  • Prognosen zu Videoaufrufen und Abonnements
  • Grafische Darstellungen der Videoaufrufe und Abonnements pro Tag und Monat
  • Eine Übersicht über alle Kanäle, die im „Featured Channels“-Widget des Kanals erwähnt werden – samt Statistiken
  • Eine Auswahl ähnlicher YouTube-Kanäle
  • Eine Auflistung aller hochgeladenen Videos inklusive Anzahl der Aufrufe, durchschnittlicher Bewertungen und der Anzahl an Kommentaren
  • Ein Echtzeit-Abonnenten-Zähler (Real Time YouTube Subscriber Count), der in verschiedenen Zeitabständen aktualisiert werden kann

Weiterhin erlaubt es SocialBlade, bis zu drei Kanäle simultan miteinander zu vergleichen. Dafür klicken Sie entweder auf den „Compare“-Button in der rechten oberen Ecke der Kanal-Seite oder besuchen den Link Compare YouTube Channels and Statistics.

Die hier beschriebenen Funktionen und Informationen bietet der Dienst in vergleichbarem oder etwas abgespecktem Umfang auch für andere soziale Medien an. Klicken Sie rechts oben auf der Homepage auf das Dropdown-Menü, können Sie mit SocialBlade auch Ihren Instagram-Account tracken und aus den gewonnenen Daten Strategien ableiten, mit denen Sie mehr Instagram-Follower erhalten können.

Dashboard und Premium-Funktionen

Wenn Sie SocialBlade häufiger nutzen möchten, lohnt es sich, einen eigenen Dashboard-Account anzulegen. Dies ist auf der Website völlig kostenlos möglich und gewährt Ihnen außerdem Zugriff auf zusätzliche Funktionen. So lassen sich bis zu fünf Social-Media-Kanäle als Favoriten Ihrer Übersichtsseite (Dashboard) hinzufügen, wodurch Sie diese kontinuierlich beobachten können. Registrierte Nutzer erhalten zudem regelmäßig einen Fortschrittsbericht, den sie sich automatisch per E-Mail zuschicken lassen können.

Professioneller YouTuber und andere Unternehmer können aus vier verschiedenen Premium-Accounts wählen: Namentlich Bronze, Silber, Gold und Platin. Die Mitgliedschaft kostet je nach Account zwischen 3,99 US-$ und 99,99 US-$ im Monat und erweitert den Funktionsumfang: Sie profitieren beispielsweise von mehr Slots für Favoriten sowie von deutlich größeren Analysezeiträumen (teilweise bis zu 356 Tage in die Vergangenheit).

Zu den jüngsten Neuerungen von SocialBlade zählen auch die sogenannten „Report Cards“, mit denen Sie die wichtigsten Kennzahlen Ihres Kanals übersichtlich darstellen und als PDF speichern können – beispielsweise zur Vorstellung bei potenziellen Geschäftspartnern. Seit 2014 bietet die Website übrigens auch Consulting-Dienstleistungen an, die von YouTube selbst zertifiziert sind und u.a. Expertengespräche zu Themen wie Marketing und SEO umfassen.

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Berichterstattung zu digitalen Medien

SocialBlade bietet nicht nur ein Analytics-Tool, sondern führt auch einen eigenen Blog mit interessanten Artikeln und aktuellen News zu Themen aus der digitalen Medienindustrie. Eine Zusammenfassung der neuesten Nachrichten können Sie sich auch als Newsletter an Ihr E-Mail-Postfach schicken lassen. Kommentarfunktionen, ein aktives Forum sowie ein Community-Discord-Chat erlauben Ihnen zudem, sich mit anderen Nutzern auszutauschen.

Darüber hinaus ist SocialBlade auch mit einem eigenen Kanal auf YouTube vertreten. Dort findet man beispielsweise Kurz-Tutorials zur Nutzung der Website und der Videoplattform YouTube. Ein besonderes Highlight war der im Oktober 2018 gestartete Livestream, der die bisherige Nummer eins auf YouTube, PewDiePie, und den indischen Newcomer T-Series gegeneinander antreten ließ und die Abonnentenzahlen der beiden Kanäle in Echtzeit trackte.

Partnerprogramm

SocialBlade verdankt seinen Erfolg vor allem seiner Partnerschaft mit dem Multi-Kanalnetzwerk (Englisch: „multi-channel network“, kurz „MCN“) Maker Studios. Es ist somit kaum verwunderlich, dass die Website auch selbst ein Partnerprogramm anbietet:

In Kooperation mit dem kanadischen Digital-Entertainment-Unternehmen BroadbandTV Corp (BBTV), zu dessen Netzwerk auch die NBA sowie Sony Pictures gehören, unterstützt SocialBlade YouTuber mit mindestens 500.000 Videoaufrufen pro Monat in allen Belangen ihrer kreativen Schaffenstätigkeit – von der Content-Produktion bis hin zur Vermarktung und digitalen Rechteverwaltung.

Partner, die sich erfolgreich beworben haben, werden prominent an verschiedenen Stellen der Website präsentiert und haben Zugang zu exklusiven Ressourcen wie der Epidemic-Sound-Bibliothek, die Tausende lizenzfreier Musikstücke für die Produktion von YouTube-Videos enthält. Im Gegenzug behält SocialBlade je nach individueller Vertragsvereinbarung oft einen Anteil der Einnahmen, die der jeweilige Kanal erwirtschaftet hat.

Sind die Daten auf SocialBlade verlässlich?

Wenn Sie YouTube als Werbeplattform nutzen oder mit einem eigenen YouTube-Kanal Geld verdienen möchten, sind Sie sicher bereits mit dem Tool YouTube Analytics in Kontakt gekommen. Dieses bietet Ihnen strenggenommen schon alle Informationen, die für Ihren Kanal von Bedeutung sind – wieso also noch SocialBlade konsultieren?

CEO Jason Urgo begründet die Daseinsberechtigung seiner Website damit, dass sie die verfügbaren Daten übersichtlicher und nutzerfreundlicher aufbereitet und somit einen noch tieferen Einblick in die Materie erlaubt. Zudem stellt SocialBlade nicht nur Daten über den eigenen YouTube-Kanal, sondern auch über fremde Kanäle bereit.

Doch sind die Statistiken, die der Drittanbieter daraus kompiliert, überhaupt verlässlich?

Wenn es nach US-amerikanischen Medienplattformen wie Money, NBC und HuffPost geht, lautet die Antwort: Ja. Diese und andere Branchenkollegen haben sich in der Vergangenheit häufig auf SocialBlade als Quelle berufen und bezogen sich oft auch auf die dort geschätzten Einnahmen berühmter YouTuber.

Genau in dem Bereich der Einnahmenschätzung gibt es aber ein elementares Problem: Bei den genannten Angaben handelt es sich lediglich um grobe Schätzungen auf Basis bestimmter CPM-Werte, die die Werbekosten pro 1000 erzielten Impressionen (Cost per Mille) abbilden. Da diese Kosten nur dem Kanalbetreiber und YouTube selbst bekannt sind und zwischen mindestens 0,25 US-$ und höchstens 4,00 US-$ rangieren können, ergeben sich für die auf SocialBlade angegebenen „estimated earnings“ große Spannen mit mehreren Tausend oder sogar Zehntausend Dollar Unterschied zwischen dem niedrigsten geschätzten und dem höchsten geschätzten Einkommensniveau.

Aufgrund dieser großen Spanne fällt der analysierte Kanal zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit in den genannten Rahmen, dabei sind aber noch nicht die zusätzlichen Kostenfaktoren der YouTuber-Tätigkeit miteinberechnet. Dazu zählen etwa der Anteil des Netzwerks, steuerliche Abgaben, Beiträge zur privaten Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, Ausgaben für Produktionssoftware und -hardware sowie die Einbußen, die sich aus dem Wegfall der Werbeeinahmen ergeben, wenn die Zuschauer einen Adblocker benutzen.

YouTube selbst stellte deshalb auf einem seiner offiziellen Twitter-Accounts klar, dass die Apps von Drittanbietern wie eben SocialBlade die Aktivitäten von Abonnenten (und die damit verbundenen Entwicklungen von Einnahmen) nicht akkurat reflektieren können. Zudem hat die Videoplattform, was ihre eigenen Daten anbelangt, grundsätzlich einen zeitlichen Vorteil. Bei SocialBlade wiederum hängt die Häufigkeit, mit der eine Kanalseite aktualisiert wird, maßgeblich vom Traffic ab, den sie erzeugt. Zwar findet meist einmal pro Tag eine Aktualisierung der Daten statt, bei geringem Nutzerinteresse kann die aber auch nur stückchenweise erfolgen.

Als Reaktion auf den Twitter-Beitrag von YouTube postete SocialBlade ein eigenes Statement. Die sinngemäße Übersetzung lautet folgendermaßen: Wir denken uns keine Daten aus. Wir kriegen sie von der YouTube API. Wir verlassen uns auf die Genauigkeit dieser Daten (@SocialBlade, 19. Dezember 2016). Das Tool sei ohnehin kein Ersatz für YouTube Analytics, sondern eher eine zusätzliche Ressource, die der User heranziehen kann, um auf die Schnelle nutzerfreundliche Informationen über andere Kanäle als auch den eigenen Kanal einsehen zu können, heißt es darüber hinaus in den FAQ der Website.

Das Fazit lautet also: Die Daten auf SocialBlade erlauben es Ihnen in einem gewissen Rahmen, Rückschlüsse auf die Performance bestimmter Social-Media-Kanäle zu ziehen, Trends zu erkennen und darauf basierend den eigenen Content zu verbessern. Wenn Sie ein Unternehmer auf der Suche nach einem geeigneten Influencer sind, kann Ihnen das Analyse-Tool wiederum dabei helfen, die echten Abonnement-Magneten von den Follower-Käufern zu unterscheiden.

Hinweis

Der Skandal um Cambridge Analytica hat unlängst dazu geführt, dass Internetkonzerne wie Facebook ihre APIs auf drastische Weise verändert haben, wodurch nur noch wenige Datenanfragen pro Stunde möglich sind. Dies hatte auch Einfluss auf SocialBlade: Seit April 2018 konnte die Website die Daten von Instagram (einem Tochterunternehmen von Facebook) nicht mehr ohne weiteres bereitstellen. Inzwischen hat sich aber ein Kompromiss ergeben: Die Informationen sind wieder erhältlich, werden aufgrund des begrenzten Kontingents aber vorrangig solchen Nutzern zugänglich gemacht, die ihren Instagram-Account verifiziert haben. Dafür benötigen Sie ein Instagram-Business-Profil, das sich aber im Handumdrehen einrichten lässt.