Griefing – Was genau ist das?

Wenn Spieler von Multiplayer-Spielen absichtlich gegen die Server-Regeln oder Richtlinien der Community handeln und auf diese Weise anderen Spielern den Spielspaß rauben sowie den Spielfortschritt verhindern, nennt man dieses Phänomen Griefing. Menschen, die sich so verhalten und anderen Spielern (virtuelles) Leid zufügen – so die wörtliche Übersetzung – nennt man daher Griefer. Erfahren Sie noch mehr zum Begriff an sich, was es mit dieser Erscheinung auf sich hat, welche Motive es gibt, Griefing zu betreiben, und wie man es unterbinden kann.

Der Begriff Griefing

Genau genommen, gibt es Griefing seit es Videospiele beziehungsweise Mehrspieler-Videospiele gibt. Der Begriff selbst geht bis in die späten 1990er-Jahre zurück. Statt sich den Regeln und dem Zweck des Spiels entsprechend in der virtuellen Welt zu bewegen und sich entweder mit anderen Spielern zu messen oder kooperativ Ziele zu erreichen, gibt es immer wieder Spieler, die sich dem positiven Spielerlebnis entgegenstellen. Wichtig ist dabei herauszustellen, dass Griefer die anderen Spieler durch ihr Verhalten „nur“ nerven, das Programm an sich aber nicht stören oder verändern.

Im Kosmos der Internetphänomene bewegt sich Griefing im Bereich des Trolling. Dieser Terminus bezeichnet den Vorgang, wenn Menschen durch Äußerungen oder Verhalten andere gezielt verärgern wollen. Zwar kommt Trolling im Internet eher bei Diskussionen vor, aber auch in Spielen kann getrollt werden.

Außerdem abzugrenzen von Griefern sind Cheater und Hacker. Diese verwenden meist Zusatzprogramme oder Programmfehler, um im Spiel von unfairen Vorteilen zu profitieren. Zwar gibt es auch in diesen Gruppen jene Menschen, die beim Betrügen nicht subtil vorgehen und lediglich den Spielfluss stören wollen, allerdings zählt das nicht zum „klassischen“ Griefing. Letzteres meint, das Spiel auf legale Art und Weise zu spielen, sich im Spiel aber so zu verhalten, wie es nicht vom Entwickler gedacht ist. Griefer hacken und betrügen nicht, sie spielen das Spiel nur auf eine boshafte Art und Weise.

Verhaltensweisen von Griefern

Je nach Spiel und Genre agieren bösartige Spieler beim Griefing unterschiedlich. Gemein ist allen, dass sie Spaß daran haben, anderen, normal agierenden Teilnehmern einer Online-Runde, den Spielspaß zu verderben und sich am Ziel sehen, wenn sie möglichst viel Schaden anrichten oder den Fortschritt im Level verhindern können. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht – außer das Spiel normal zu spielen.

Griefing in Minecraft

Seit der Erstveröffentlichung 2009 hat der Sandbox-Survival-Hit Minecraft eine enorme Popularität aufgebaut – was leider auch zu häufigem Auftreten von Griefern im Multiplayer-Modus führt. Anstatt zusammen mit bis zu 98 weiteren Pixel-Figuren gemeinsam in der prozedural generierten Klötzchenwelt zu überleben, Höhlen zu erkunden, Rohstoffe abzubauen und mächtige Bauwerke zu konstruieren, wollen Griefer genau das verhindern.

Dazu bauen sie beispielsweise absichtlich fremde Blöcke ab und so beispielsweise errichtete Gebäude zerstören, stehlen alles, was beschwerlich hergestellt und in Kisten deponiert wurde, töten mühsam eingefangene und gezähmte Tiere oder greifen Spieler direkt sowie indirekt – etwa durch das Anlocken von Creepern – an.

Darüber hinaus fällt es auch in die Kategorie Griefing, wenn Spieler versuchen, die Bewegungen und Handlungen der anderen Spieler zu blockieren, Wege absichtlich durch gesetzte Blöcke verbauen oder anderweitige Behinderungen unternehmen. Grob gesagt, ist Griefing alles, was an Vandalismus grenzt und nicht im Sinne der spielenden Gemeinschaft ist.

Eine Besonderheit ist der sogenannte Servergrief. Hier hat der Griefer nicht nur das Ziel, den anderen Spielern den Spielspaß zu nehmen. Er möchte durch sein Fehlverhalten gleich den ganzen Server entweder überlasten oder sogar direkt zum Absturz bringen. Zwar kann es einen Servergrief bei allen Spielen geben, bei denen dedizierte, gehostete Server zum Einsatz kommen. Allerdings ist diese Sonderform des Griefings eng mit Minecraft verbunden.

Griefing in FIFA

Die jährlich erscheinende Fußballsimulation aus dem Hause EA Sports gehört zu den erfolgreichsten Spielserien überhaupt. Vor allem der Multiplayer-Modus, in dessen Rahmen Fußballfans aus aller Welt mit- oder gegeneinander antreten können, ist für viele Spieler der Hauptgrund, jedes Jahr erneut zuzugreifen. Wie bei Minecraft zieht die große Popularität von FIFA auch vieler Griefer an.

Diese gehen wie folgt vor: In der Regel dauert eine Online-Partie zwölf Minuten (je sechs Minuten pro Halbzeit). Allerdings gibt es vor, nach und während der Spiele viele Zwischensequenzen, etwa beim Einlauf der Mannschaften, wenn der Ball zur Ecke geht oder neue Spieler eingewechselt werden. Diese kurzen Videos sollen dem Duell einen Übertragungscharakter geben, wie man ihn beispielsweise aus der Sportschau kennt, werden aber von den Spielern beider Mannschaften in der Regel per Tastendruck übersprungen, um die Spieldauer nicht unnötig zu verlängern. Drücken während einer Sequenz beide Spieler die Taste zum Überspringen, bricht die Sequenz ab und das Spiel wird fortgesetzt.

Genau hier setzen die Griefer an: Sie tun alles, um die Spieldauer so lang wie möglich zu halten. Zum einen machen sie das, indem sie ausnahmslos jede Videosequenz laufen lassen, bei eigenem Torerfolg überschwänglich jubeln und extra die Wiederholungen anschauen. Zum anderen verhalten sie sich äußerst toxisch, indem sie beispielsweise nur Eigentore erzielen, die Bälle ins Aus spielen oder den Gegner überhart attackieren. Damit wollen sie einen Spielabbruch des Gegenspielers provozieren. In einem solchen Fall erhält der abbrechende Spieler eine Strafe, indem das Spiel 0:3 gegen ihn gewertet wird und er – je nach Modus – weniger Münzen und einen zurückgesetzten Punkte-Multiplikator erhält.

Griefing in Red Dead Online und GTA Online

Die beiden Open-World-Meilensteine aus dem Hause Rockstar Games scharen seit Jahren eine immense Community um sich, die sich auf ihren Ausflügen durchs virtuelle Los Santos oder den digitalen Wilden Westen auch mit vielen Griefern auseinandersetzen muss. Doch egal, ob Gangster- oder Westernparadies, die Methoden der Spielspaß-Verhinderer ähneln sich sehr. In beiden Fällen lauern sie (bevorzugt neuen) Spielercharakteren auf, um sie direkt außerhalb des sicheren Startgebiets oder einer anderen sicheren Zone zu töten.

Spawn-Killing und damit verbundenes Spawn-Camping, also das Warten an einer bekannten Neueinstiegsstelle mit der Intention, die Figur sofort, ohne eine Chance sich zu wehren wieder zu töten, fällt auch unter Griefing. Bei Red Dead Online kommt zum ohnehin schon nervenden Angriff von eigentlich friedlich agierenden Spielern noch das Malträtieren mit dem Lasso hinzu. Cowboys können einander mit dem Lasso fangen, fesseln und wahlweise zu Fuß oder auf dem Pferd reitend hinter sich herziehen.

Was Griefer außerdem gern tun: sich einer Party, also einer Spielergruppe mit einer festen Teilnehmerzahl, anschließen und sich mit dieser in eine Mission begeben. Statt nun der Gruppe zu helfen, machen die Griefer entweder nichts oder behindern die anderen Spieler. Auch wenn die Unholde durch Friendly-Fire-Einstellungen keinen direkten Schaden anrichten können, hat es die restliche Gruppe schwerer, ihr Ziel zu erreichen.

Maßnahmen gegen Griefing

Welche Möglichkeiten man als Spieler hat, dem Treiben von Griefern Einhalt zu gebieten, hängt immer sowohl vom Spiel als auch von der Plattform sowie der Multiplayer-Architektur ab.

Server schützen

Wenn Sie beispielsweise einen eigenen Minecraft-Server erstellen, haben Sie als Server-Admin umfangreiche Möglichkeiten, die Spielumgebung für sich und Ihre Mitspieler gegen störendes Verhalten abzusichern. Die einfachste Möglichkeit ist, den Server mit einem Passwort zu sichern. Aber auch eine Gästeliste ist eine gute Idee, um die Zugriffe zu überblicken.

Griefer verbannen

Wenn doch ein Spieler über die Stränge schlägt und er sein Verhalten auch nach entsprechenden Hinweisen nicht ändert, können Serverbetreiber den Spieler per Befehl bannen. Sollte es nötig sein, kann sogar die IP-Adresse und nicht nur der Spielername gebannt werden.

Plugins gegen Grifing

Wer noch besseren Schutz gegen Griefer benötigt, kann Minecraft um diverse sogenannte Anti-Grief-Plugins erweitern und mit deren Hilfe etwa ganze Gebiete vor unbefugtem Zugriff schützen, jedem Spieler ein eigenes Passwort oder einen Server-Account zuweisen, Welt-Informationen in eine MySQL-Datenbank auslagern oder auch durch Griefer verursachte Schäden minimieren.

Bestrafung im Spiel

Wem diese technische Seite nicht zusagt, kann aber auch spielinterne Vorkehrungen gegen Griefing treffen. So kann man unachtsame Griefer beispielsweise in gebaute Fallen locken oder sie in Gefängnissen wegsperren. Auch können von der Server-Gemeinschaft Strafen festgelegt werden, die die Griefer dann zu erleiden haben. Grundsätzlich vorsichtig sollten Admins sein, wenn neue Spieler sofort höhere Nutzungsrechte für sich beanspruchen.

Verhalten ignorieren

Bei anderen Spielen ist es mitunter nicht so einfach, was aber auch an der Art des Matchmakings liegt. Spiele wie FIFA setzen nicht auf dedizierte Server, sondern stellen die Verbindung direkt zwischen den Duellanten her. Das bedeutet, dass es keine Werkzeuge für Moderation und Sanktion gibt. Will man als Spieler durch eigenen Spielabbruch selbst keinen Malus erhalten, muss man den Griefer wohl ertragen. Am besten lässt man sich durch das Verhalten nicht ablenken oder provozieren: Spielt man normal und schießt ein paar Tore, bricht ein toxischer Gegner oft von alleine ab.

Immerhin kann man der akustischen Qual entkommen, indem man den Headset-Sound des Gegenübers einfach stummschaltet. Letzteres hilft auch bei Shootern wie etwa den Ablegern der Call-of-Duty-Reihe. Da es auch hier keine klassischen Server gibt, müssen sich Spieler mit einfachen Mitteln wie diesen gegen nervende Mitspieler behelfen. Oder sie starten spielintern eine Abstimmung, den Griefer aus dem Spiel zu werfen.

Friedlicher Modus

In manchen Fällen hilft es aber auch, sich die Spieleinstellungen und Steuerung genauer anzuschauen. Bei Red Dead Online steht ein sogenannter „friedlicher Modus“ zur Verfügung. Ist dieser ausgewählt, können sich Spieler bei Begegnungen in der Open World nur dann Schaden zufügen, wenn sie einem Duell vorher explizit zugestimmt haben. Außerdem gibt es die Möglichkeit, einen temporären Schadensbann von fünf Minuten auszusprechen. In dieser Zeit ist der Griefer dann meist schon weitergezogen, um woanders Schaden anzurichten.

Warum gibt es Griefing?

Die Frage nach dem Warum des Griefings lässt sich zum Teil mit dem destruktiven Charakter von Menschen beantworten. Manche Menschen haben zum Leidwesen anderer einfach Spaß, Dinge zu zerstören und andere Personen zu behindern. Dabei ist Griefing zwar störend, kann aber auch ganz realen Schaden für die Entwickler von Spielen nach sich ziehen. Wenn etwa die Teilnehmer von mitgliedsbasierten Online-Spielen durch fehlende Moderation oder Sanktion den Störern ausgesetzt sind und daraufhin die Lust am Spiel verlieren, führt dies zu Umsatzeinbußen.

Die Freude am verdorbenen Spaß sowie die ausgestoßenen negativen Emotionen der Spielerschaft sind wesentliche Antriebe für Griefer. Aus der realen Welt kann man das am ehesten mit dem Prinzip der Schadenfreude vergleichen. Griefer sind im wahrsten Sinne des Wortes Spielverderber. Einige treiben es dabei auf die Spitze und stellen nicht selten Live-Streams ihrer Schandtaten bereit.

Auf der anderen Seite sehen es Griefer als Anerkennung, wenn sie durch ihr zweifelhaftes Verhalten etwa einen Streamer auf Twitch zur Weißglut bringen. Diese Anerkennung geben sie einander in entsprechenden Communitys. Hier bilden sie auch neue Griefer aus.