Supply-Chain-Management (SCM): Bedeutung und Aufgaben einfach erklärt

Gut aufgestellte Lieferketten können den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens bedeuten. Gerade in Krisenzeiten sorgt die richtige Strategie dafür, dass trotz Herausforderungen bei Logistik oder Produktion weiterhin Umsatz erwirtschaftet werden kann. Große internationale Konzerne können durch effizientes Supply-Chain-Management auf alternative Lieferschnittstellen, Big Data Analytics und detaillierte Informationen über Warenverfügbarkeit und -nachfrage von globalen Zulieferern zurückgreifen.

Die Synchronisierung von unternehmensübergreifenden Informations- und Warenströmen kann nicht nur die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens an flexible Marktbedingungen stärken, sondern auch die Beziehungen zu Lieferanten, Herstellern und Endkunden in Krisenzeiten aufrechterhalten.

Was aber ist Supply-Chain-Management genau? Wie funktioniert es und warum ist es auch für den E-Commerce von großer Bedeutung?

Was ist Supply-Chain-Management (SCM)?

Globale Liefer- und Produktionsketten und zunehmende Digitalisierung sind für Unternehmen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. Mit vorausschauender Organisation von Waren- und Informationsflüssen durch Supply-Chain-Management können sie nicht nur Unwägbarkeiten des Marktes ausbalancieren, sondern auch ein flexibles Netzwerk aus Dienstleistungen schaffen.

Supply-Chain-Management steht für die Übersicht und Optimierung physischer und digitaler Lieferketten, vom Rohstofflieferanten bis zum Endverbraucher. Ein effizientes SCM ermöglicht Liefer- und Produktionsprozesse zu konkurrenzfähigen Preisen und einen konstanten Austausch innerhalb der Wertschöpfungskette. Dabei kommt es nicht nur auf das schwächste Glied der Versorgungskette an, sondern auch darauf, dass jedes Glied bekannt ist.

Ein offener und transparenter Informationsaustausch zwischen Händlern, Lieferanten und Produzenten garantiert, dass sich Unternehmen flexibel und schnell an Nachfrageschwankungen wie beim Bullwhip-Effekt anpassen. Güterströme fließen somit möglichst ununterbrochen und Warenbestände stauen sich nicht. Nur wenn man durch kurze Kommunikationswege, Big-Data-Analytics und innovative Technologien zeitnah auf Lieferanten und den Güterstrom einwirkt, lässt sich auch die Versorgungskette effizient planen.

Zentral für ein effizientes Supply-Chain-Management ist die Implementierung moderner Informations- und Kommunikationstechnik in Form von Software-Lösungen und Machine Learning. Je schneller, einheitlicher und automatisierter der Datenaustausch erfolgt, desto besser greifen die Glieder der Lieferkette ineinander.

Zielsetzung von Supply-Chain-Management einfach erklärt

Produktlebenszyklen und Durchlaufzeiten werden in der globalisierten Welt kürzer, die Kundenerwartungen höher und der Druck auf günstige Produktion und schnelle Lieferung größer. Eine transparente Vernetzung durch Supply-Chain-Management schafft entlang der Wertschöpfungskette Stabilität durch Kooperation.

Wesentliche Ziele des SCM sind Kostensenkung, Kundenorientierung und bedarfsorientierte Produktion durch Arbeitsteilung. Physische und logistische Infrastrukturen können einzelne Unternehmen nur durch eine Kooperation mit Partnern und durch transparente Steuerung von Informationen und Waren günstiger, schneller und konkurrenzfähiger machen.

Partnerunternehmen können sich dank Arbeitsteilung auf Kernkompetenzen konzentrieren. Ein Produkt wird nicht mehr zentralisiert hergestellt, sondern Bauteile und Rohstoffe zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis über Produzenten, Lieferanten und Subunternehmen transportiert und als fertiges Produkt an den Endkunden gebracht. Nur die prozessorientierte Integration von Big Data Analytics und Machine Learning ermöglicht es, Bedarf und Versorgung zu synchronisieren und die Produktion mit der Nachfrage auszubalancieren.

Drei Bereiche von Supply-Chain-Management (SCM)

SCM teilt sich in drei Anwendungsbereiche:

Produktionsablauf: Unternehmen müssen nicht nur enge Beziehungen zu Partnerunternehmen unterhalten, sondern auch wissen, welche Subunternehmen entlang der Lieferkette zum Einsatz kommen. Nur wenn sie den Weg kennen, den ein Produkt vom Rohstofflieferanten über die Fertigung bis zum Endkunden nimmt, können Unternehmen den Material- und Warenfluss von Lieferungen und Rücklieferungen steuern.

Informationsfluss: Entlang der Wertschöpfungskette müssen Informationen in beide Richtungen fließen. Um Waren effizient zu liefern, sind Unternehmen auf Informationen über Verbraucherverhalten angewiesen. Wie viel wird gekauft? An welchen Orten werden Waren versteckt nachgefragt? Gibt es regelmäßige Bedarfsspitzen? Nur durch kundennahe Datenübermittlung von Verkaufsstellen an Unternehmen lassen sich Lieferströme effektiv lenken. Informationen über Transportwege und eine umfassende Kommunikationsinfrastruktur sind fester Bestandteil eines SCM.

Finanzfluss: Finanzflüsse finden parallel zu und in Verbindung mit Produktionsprozessen statt. Jedes Glied der Wertschöpfungskette hat eigene finanzielle Interessen und möchte von der Kooperation profitieren. Die Steuerung und Optimierung von Finanzflüssen, um Kostensenkung und Gewinnsteigerung für alle Partner zu erreichen, ist wesentlich für SCM.

Supply-Chain-Management entlang der Lieferkette

Produktentwicklung: Bereits in der frühen Entwicklungsphase sorgt SCM für die Sichtung und Zusammenstellung passender Lieferanten und Hersteller. Ansprüche an Produktqualität und Kosteneffizienz lassen sich bereits in dieser frühen Phase umsetzen.

Beschaffung: Um Materialbeschaffung und Lagerung möglichst lückenlos und günstig zu gestalten, zentralisiert und organisiert das SCM Konzepte der Logistik, des Einkaufs und der Steuerung von Zulieferern, Herstellern und Abnehmern.

Produktion: SCM überwacht Qualitätsanforderungen an Materialien, Herstellung, Verpackung und Dienstleistung und optimiert durch Transparenz und Bewertung der Arbeitsresultate den Warenfluss.

Vertrieb: SCM evaluiert und optimiert stetig Lagerhaltung, Lieferunternehmen und Transportwege, um bestmögliche Warenrouten von der Herstellung zum Verbraucher zu finden.

Phasen des Supply-Chain-Management (SCM)

Supply-Chain-Management verläuft in drei Phasen:

In der strategischen Phase trifft ein Unternehmen langfristige Entscheidungen über Monate und Jahre hinweg, um das Logistiknetzwerk entlang der Wertschöpfungskette zu optimieren und zu stabilisieren (z. B. Standortplanung und -erweiterung, Investitionen, Outsourcing, Kapazitäten).

In der taktischen Phase werden mittelfristige Entscheidungen koordiniert und innerhalb eines Viertel- oder eines Jahres umgesetzt (z. B. Lieferstrategien, Lagerlogistik, Personalplanung).

In der operativen Phase werden kurzfristige Produktions- und Lieferentscheidungen innerhalb von Tagen oder Wochen getroffen (z. B. Produktvertrieb und -lagerung und Auftragsverteilung).

Fakt

Supply-Chain-Management und Logistik sind sich zwar ähnlich, befassen sich jedoch mit unterschiedlichen Bereichen. Logistik befasst sich vor allem mit der tatsächlichen Lieferung von Waren oder Materialen. SCM wiederum beschäftigt sich mit dem funktionellen Aspekt der Wertschöpfung und zielt auf Kosten-, Gewinn- und Prozessoptimierung ab.

Supply-Chain-Management: Erklärung von Software-Lösungen

Um SCM zu implementieren, benötigen Sie effektive und innovative Technologien und Strategien. Dabei werden Module und Anwendungen vernetzt, um unternehmensübergreifende Planungskonzepte einheitlich und prozessorientiert umzusetzen. Dazu zählen Waren- und Finanzströme, Ressourcenoptimierung, Datenübertragung und Logistik. Unternehmen wie Amazon und Netflix nutzen längst Big Data Analytics, Real-Time Content und Systems of Engagement, um Verbraucherdaten und -bedürfnisse ohne Umwege auszuwerten und Maßnahmen daraus abzuleiten.

Laut der 10. Hermes-Barometer-Umfrage von 2019 nutzen inzwischen 75 Prozent aller deutschen Unternehmen unterstützende Supply-Chain-Technologien. Eine effiziente digitale Echtzeit-Supply-Chain ist jedoch in den wenigsten Fällen realisiert. Das liegt zum einen an unterschiedlichen IT-Systemen, die Partner entlang der Lieferkette verwenden, und zum anderen an den Bedenken, firmeneigene Daten für alle Beteiligten sichtbar zu machen. Mehr Transparenz würde im Sinne des SCM allerdings zur Prozessoptimierung aller Beteiligten führen.

Zu den Schlüsselkomponenten für ein erfolgreiches Supply-Chain-Management zählen Big Data Analytics, Cloud-Computing, Simulationstools, Echtzeit-Content, bimodale Strategien und ein starker Kundenfokus. Die Überwachung der eigenen Produkte ließe sich beispielsweise durch RFID-Technologien (Radio Frequency Identification) erhöhen, indem Informationen über Kaufverhalten und Bedarf unmittelbar die Hersteller und Lieferanten erreichen.

Die Transformation eines Unternehmens durch Supply-Chain-Management erfordert eine komplexe Umstellung der IT-Systeme und Kommunikationswege entlang der Lieferkette und stellt daher eine große Herausforderung dar.

Tipp

Das SCOR-Modell gliedert die Lieferkette in idealtypische Geschäftsprozesse und Prozesskategorien- Erfahren Sie mehr darüber in unserem Artikel!

Supply-Chain-Management: Bedeutung für Unternehmen

Angesichts des zunehmenden globalen Protektionismus und der schweren Schläge, die den globalen Handel in den letzten Jahren trafen, bleibt vielen Unternehmen keine andere Wahl, als sich mit SCM vertraut zu machen. Kostensenkung und Gewinnmaximierung ohne konstanten Kontakt zu nationalen oder internationalen Partnern sind durch immer kürzere Markteinführungen und Produktlebenszyklen kaum zu schaffen.

Eine Umstellung der Lieferwege und Produktionszahlen zur Senkung von Lagerbeständen und zur Aufrechterhaltung von Warenströmen ist vor allem in krisenreichen Zeiten und auf unsicheren Märkten notwendig. Seien es Walmart, Tesla, Apple oder Amazon – Big Player auf dem Markt haben sich innovative Technologien, künstliche Intelligenz und Automatisierung längst zu eigen gemacht.

Welche Probleme gibt es beim Supply-Chain-Management?

Häufige Probleme, die durch Supply-Chain-Management auftreten, sind:

  • Konkurrierende Unternehmensziele: Entlang der Wertschöpfungskette können einander entgegenstehende Planungsziele der Partnerunternehmen aufeinandertreffen.
  • Kosten-/Aufgaben-/Lasten- und Gewinnverteilung: Die gerechte bzw. gleichberechtigte Verteilung von Aufgaben, Kosten und Lasten auf alle Glieder der Lieferkette
  • Nationale und internationale Standards: Die Abstimmung unternehmens- und planungsübergreifender Standards
  • Datensicherheit: Die Absicherung von firmeninternen Finanz- und Produktionsdaten und international abweichende Sicherheitsstandards
  • Mangelnde Nähe: Die Aufrechterhaltung von enger und transparenter Kooperation über Grenzen hinweg, ohne direkten persönlichen Kontakt

Supply-Chain-Management: Bedeutung für den E-Commerce

In einer globalisierten Welt gewinnt der E-Commerce für den Handel immer mehr an Bedeutung. Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen über Onlineshops und Internethandel lassen sich vor allem durch ein weiterentwickeltes SCM steuern. Schlüsselelemente für anpassungsfähigen und vorausschauenden E-Commerce sind eine transparente Übersicht über Lagerbestände, Warenbedarf und die Fähigkeit, die eigene Skalierbarkeit abzuschätzen.

Eine rechtzeitige Implementierung von Supply-Chain-Management kann Verkäufe prognostizieren und die Produktion taktisch planbar machen. Der große Vorteil beim E-Commerce ist die Nähe zum Kunden und die zeitnahe Auswertung von Big Data und Kaufverhalten. Aufgrund dieser Faktoren lässt sich SCM besonders im Onlinehandel sehr gut einführen.

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Tipps für Supply-Chain-Management im E-Commerce

Um SCM erfolgreich im E-Commerce anzuwenden, müssen Sie auf einige wichtige Faktoren achten.

Personalplanung und digitale Infrastruktur: Um zuverlässige Lieferketten zu garantieren, ist es wichtig, ein flexibles Netzwerk aus Herstellern und Lieferanten aufzubauen, die mit den Anforderungen eines wachsenden Unternehmens mithalten. Bei internationalem Handel ist es von großer Bedeutung, sich mit Experten auszutauschen, die bei Vertrags-, Währungs- und Zollfragen beraten können.

Warenverfügbarkeit und Lieferzeiten: Die Erwartungshaltung von Kunden ist angesichts einer Konkurrenz wie Amazon Prime sehr hoch. Kurze Lieferzeiten, günstige Preise und gute Qualität sind für die meisten Verbraucher kaufentscheidend. Nur durch eine effektive Logistikkette, vorausschauendes Bestandsmanagement und strukturelle Anpassungsfähigkeit durch alternative Subunternehmen ist konkurrenzfähiges Agieren möglich.

Überbestände reduzieren: Um Altbestand und somit unnötige Kosten zu verringern, sind Überbestände zu vermeiden und Lagerbestände dem Warenbedarf anzupassen. Die Auswertung von Kundendaten und eine Übersicht über die Kapazitäten eigener Lager, Hersteller und Lieferanten ermöglichen ein flexibles Navigieren auf dem E-Commerce-Markt.

Retouren managen: Vor allem im Onlinehandel erwarten Kunden eine problemlose Retourenabwicklung. Günstige Konditionen mit den eigenen Lieferanten in Sachen Retouren ist daher für eine Balance zwischen Minusgeschäft und gutem Kundenservice besonders wichtig.

Tipp

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