Google Pay: Alles Wissenswerte zu Googles neuem Bezahldienst

Einige Jahre nach der Einführung in Amerika startete Google Pay vor kurzem nun auch in Deutschland. In den USA nutzte man den Service fürs bargeldlose Bezahlen und Kreditkartenmanagement im Jahr 2015 noch unter dem Namen Android Pay – er wurde damals parallel zu Google Wallet angeboten. Anfang 2018 wurden dann beide Services zusammengelegt und es entstand Google Pay. In den vorangegangenen Jahren hat Google sein Angebot in immer mehr Ländern zur Verfügung gestellt: Auch in einigen europäischen Staaten konnte man schon relativ früh bargeldlos mit Google Pay bezahlen. Im Juni 2018 ging der Service dann endlich auch in Deutschland an den Start – wenn auch vorerst nur für einige wenige Banken.

Mit der Google-Pay-App speichern Sie Ihre Kreditkartendaten, wodurch Sie anschließend mit Ihrem Handy in solchen Geschäften bargeldlos bezahlen können, die mit der NFC-Technik arbeiten. Das ist zwingend notwendig, da die verwendete App die NFC-Übertragungsmethode nutzt. Damit die Übertragung funktionieren kann, müssen Sie das Handy an ein kompatibles Terminal halten. Dabei werden Sie nicht um die Eingabe einer PIN gebeten – die Verifizierung erledigt das System mithilfe von Tokenization. Die Vorteile gegenüber dem Bezahlen per EC- oder Kreditkarte liegen vor allem in dem höheren Komfort und der leichteren Nutzung: Sie müssen weder Ihre Karten ständig bei sich führen noch sich PINs merken. Das schnelle Bezahlen am Terminal könnte theoretisch auch die Wartezeiten an den Kassen verkürzen.

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Ob Google Pay künftig andere Bezahlmodelle ersetzt, hängt wesentlich davon ab, wie bereitwillig die Deutschen ihre Daten dem Google-Dienst überlassen. Denn der Konzern steht als ‚Datenkrake‘ schon seit Jahren in der Kritik. Auch die Technikverdrossenheit einiger Konsumenten wird eine Rolle spielen: Sind die Verbraucher bereit, die verhältnismäßig neue Bezahlmethode regelmäßig zu nutzen? In unserem Ratgeber-Artikel erfahren Sie, was Google Pay ist, wie die App funktioniert und wie sie hinsichtlich des Datenschutzes zu bewerten ist.

In Deutschland kompatible Banken und Karten

Bank Kompatible Karten  
Wirecard boon., MasterCard  
Comdirect Visa Credit, Visa Prepaid cards  
Commerzbank Mastercard Premium, Visa Premium, Visa Young, Mastercard Classic, Visa Classic, Mastercard Gold, Visa Gold, Mastercard Direct Debit, Prepaid-Karten  
N26 Mastercard Debitkarten  
Landesbank Baden-Württemberg (angekündigt) k.A.  
Revolut (angekündigt) k.A.  
Tipp

Was ist Strong Customer Authentication (SCA)? Erfahren Sie mehr über den EU-Standard für sicheren Zahlungsverkehr in unserem Artikel zu diesem Thema.

Wer in Deutschland Google Pay ab sofort nutzen möchte, der sollte zunächst die Kompatibilität seiner Kreditkarten prüfen. Denn nicht alle Banken ermöglichen die Nutzung der neuen Technik: Einige der größeren Banken wie die Sparkasse kooperieren zudem nicht mit Google. Im Fall der Sparkasse verweist man lieber auf eine eigene Bezahl-App, die ab dem 30. Juli 2018 verfügbar sein soll.

Google Pay ist auch mit einigen Geschenk- und Guthabenkarten kompatibel, die sich dann ebenfalls über die Kartendaten der App hinzufügen lassen. Dazu gehören auch viele Karten sogenannter Treueprogramme, die einige Händler an ihre Stammkunden ausgeben. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die App jegliche dieser Kartenarten akzeptiert oder nur solche kooperierender Institutionen.

Wenn Sie eine gültige Karte registriert haben, können Sie Google Pay anschließend an allen Kassenterminals verwenden, die die NFC-Funktion unterstützen und Google Pay als Bezahlmethode akzeptieren. Zum Bezahlen müssen Sie Ihr das Handy dann lediglich kurz über das Terminal halten. Die Google-Pay-App müssen Sie für kleinere Beträge nicht einmal geöffnet haben. Liegt die Einkaufssumme allerdings über 25 €, müssen Sie die App jedoch öffnen und Ihre Identität bestätigen. Ein einzigartiger Token (Sammlung verschlüsselter Daten) gewährleistet dann in Kombination mit dem Sicherheitscode eine verschlüsselte Übertragung. Eine Meldung von Google Pay bestätigt anschließend den Zahlungsvorgang. Mit dieser Technik kompatible Terminals erkennen Sie am NFC-Symbol.

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Wie verhält es sich mit dem Datenschutz?

Laut Google ist einer der großen Vorteile von Google Pay, dass bei Bezahlvorgängen dank der Tokenization keine tatsächlichen Kreditkartendaten übertragen werden. Ihre Daten landen demnach niemals beim Händler. Darüber hinaus lassen sich die Zugriffsrechte ferngesteuert über das Google-Konto beschränken. Wenn Sie Google Pay verwenden und Ihr Handy verlieren, reichen wenige Mausklicks, um Ihre digitalen Kreditkartenabbilder zu sperren. Verlieren Sie hingegen Ihr Portemonnaie mit den Kreditkarten, müssen Sie meist jede einzelne Kreditkarte mühsam bei der betroffenen Bank sperren lassen. Dahingehend sind Ihre Kreditkartendaten bei Verwendung von Google Pay tatsächlich geschützt.

Aber ist Google nicht der gefährliche Datenkrake, vor der Datenschützer ständig warnen? Laut dem Konzern werden die Kreditkartendaten lediglich dazu verwendet, Quittungen auszustellen. Google-Manager Spinnell erklärte vehement, die über Google Pay gesammelten Daten würden nicht analysiert und zu Werbezwecken missbraucht werden.

Datenschützer auf der anderen Seite weisen darauf hin, dass die Bezahl-Apps in der Lage seien, das Konsumverhalten der Verbraucher noch besser zu erfassen und auszuwerten. Die grundsätzliche Gefahr des Datenmissbrauchs bestünde nach wie vor. Google dringt mit Google Pay zweifelsohne in weitere Bereiche unseres Lebens ein. Ob Sie sich darauf einlassen möchten, ist letztlich auch eine Frage der persönlichen Haltung gegenüber dem amerikanischen Konzern.

Um Google Pay verwenden zu können, müssen Sie ohnehin den entsprechenden Datenschutzbedingungen zustimmen. Dort finden Sie auch Anmerkungen zu den von Spinnell angesprochenen Transaktionsdetails, die personen- und ortsbezogen gesammelt werden. Google Pay selbst speichert alle Bezahlvorgänge in der Rubrik „letzte Aktivitäten“. In den Nutzungsbedingungen von Google Pay gibt es tatsächlich keine direkten Hinweise auf einen kommerziellen Gebrauch der Nutzerdaten. Allerdings heißt es in der allgemeinen Datenschutzerklärung Googles: „Wir nutzen die von uns erhobenen Daten zur Personalisierung unserer Dienste. Dazu zählen die Bereitstellung von Empfehlungen, von personalisierten Inhalten und von personalisierten Suchergebnissen.“

Ob das ein Schlupfloch des Konzerns ist, um auch die durch Google Pay gewonnenen Daten weiterzuverwenden? Das ist derzeit noch schwer abzuschätzen. Fakt ist, dass eine flächendeckende Verbreitung von Google Pay wertvolle Daten zum Konsumverhalten der Menschen generieren könnte. Es ist schwer vorstellbar, dass ein großer Konzern wie Google nicht den kommerziellen Nutzen dieser Daten erkennt.

Google Pay in Deutschland: Eine Prognose

Google Pay überzeugt auf technischer Seite. Die App ist leicht verständlich und einfach zu bedienen. Das Bezahlen an der Kasse läuft laut ersten Berichten so problemlos und schnell, wie von Google beworben. Gegenüber anderen Bezahl-Apps und NFC-Karten entfällt das Eingeben der PIN. Außerdem verläuft das Bezahlen von Beträgen unter 25 € sehr schnell, weil Sie dafür nicht mal Ihr Handy entsperren müssen. Ganz klar: Auf technischer Seite brilliert Google Pay.

Dem gegenüber stehen gerade in Deutschland Bedenken zum Thema Datenschutz. Die Skepsis gegenüber Google ist durchaus groß und viele Verbraucher dürften sich selbst durch die Vorteile der Bezahlmethode kaum überzeugen lassen, ihr Verhalten an der Kasse zu ändern. Es gibt durchaus Prognosen, dass deutsche Verbraucher lieber die Nachteile klassischer Bezahlmethoden in Kauf nehmen, anstatt ihre Kreditkartendaten einem Konzern wie Google zu überlassen. Da helfen auch keine vollmundigen Versprechen des Managements. Es bleibt abzuwarten, ob die öffentliche Wahrnehmung von Google in Deutschland dazu führt, dass sich der Großteil der hiesigen Google Pay verschließt.

Doch natürlich sind es nicht nur Bedenken gegenüber Google, die zahlreiche Verbraucher noch von dem Bezahldienst Abstand nehmen lassen. Für viele ein deutlich entscheidenderer Faktor ist, dass in Deutschland erst wenige Banken mit Google Pay kooperieren. Im Gegenteil: Große Banken wie die Sparkasse lehnen eine Kooperation entschieden ab, da sie an eigenen Bezahlservices arbeiten. Allein diese Tatsache macht es für Google Pay schwer, sich hierzulande durchzusetzen. Wenn Google Pay in Deutschland zu einer echten Alternative an der Kasse werden soll, muss Google es schaffen, möglichst viele Banken ins Boot zu holen. Ansonsten brechen große Kundenstämme schnell weg, da die Kunden ihre Kreditkarten gar nicht mit Google Pay verwenden können. Denn nur die wenigsten Kunden dürften bereit sein, ihre Bank bzw. ihren Kreditkartenanbieter zu wechseln, nur weil dieser nicht mit Google kooperiert.

Zudem herrscht bei vielen Konsumenten eine gewisse Skepsis, was neue Bezahltechnologien betrifft: Frühere NFC-Services wie Vodafone Pay und Mobile-Payment-Apps sind in der Vergangenheit bereits daran gescheitert, die Kassenterminals deutschlandweit zu revolutionieren. Mit einfachen Worten: Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Damit auch Google Pay hierzulande zu einer echten Alternative an der Kasse wird, muss sich das Grundverständnis der Bevölkerung gegenüber Geld- und Bezahlsystemen ändern. Das Bezahlen mit dem Smartphone ist in Deutschland schlicht noch nicht angekommen. Es bleibt abzuwarten, ob Google Pay daran etwas ändern wird.