Im Technologie-Sektor ist das IT-Anforderungsmanagement vergleichsweise etabliert. Wenn in IT-Projekten zu Beginn nicht genau geklärt wird, was die zu entwickelnde Software leisten können und welche Prozesse sie unterstützen soll, sind Probleme im späteren Projektverlauf vorprogrammiert. Die Zeit- und Ressourcenplanung kann auf dieser Basis nicht realistisch erfolgen und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Kunden mit diversen Änderungswünschen das Projekt in die Länge ziehen und das Budget überreizen. Werden Änderungswünsche dann nicht kompetent gemanagt, treibt dies den Aufwand weiter in die Höhe.
Das Anforderungsmanagement ist jedoch branchenunabhängig sinnvoll und wichtig. Vor allem in umfangreichen Projekten mit komplexen Produkten sorgt es dafür, dass die Effizienz über die Projektdauer auf einem hohen Niveau bleibt und Fehler sowie Unstimmigkeiten zwischen den Projektpartnern vermieden werden. Probleme, die sich aus veränderten Kundenwünschen ergeben, kann ein Requirements Engineer frühzeitig erkennen und Maßnahmen festlegen, um negative Effekte abzupuffern.
Selbst wenn Kunden initial durch die ausführliche Anforderungsaufnahme ein höherer Aufwand entsteht, die Kundenzufriedenheit profitiert von einem strukturierten Anforderungsmanagement.
Dennoch wird die Bedeutung von Anforderungsdefinition und -management für den Projekterfolg von Unternehmen tendenziell unterschätzt – selbst in Technologieprojekten, in denen das IT-Anforderungsmanagement verbreitet ist. Anders ist es kaum zu erklären, dass 52 Prozent aller IT-Projekte laut der CHAOS Studie der Standish Group den Zeit- und Budget-Rahmen sprengen. Nur 55 Prozent der Befragten hielten das Requirements Management für wichtig oder sehr wichtig. Die restlichen Befragten maßen dem Anforderungsmanagement nur eine mittlere oder schwache Bedeutung für den Projekterfolg zu. Ein folgenschwerer Irrtum, wie die Zahl der planmäßig abgeschlossenen Projekte zeigt.