Alles rund um E-Books – Teil 3: E-Book-Formate

Wer ein Buch in elektronischer Form veröffentlicht, möchte damit in der Regel möglichst viele Leser erreichen. Doch ob die Nutzer das E-Book tatsächlich problemlos auf ihrem Gerät lesen können, hängt maßgeblich von dem von Ihnen gewählten Dateiformat ab. Das liegt daran, dass der Markt für E-Book-Reader zahlreiche verschiedene Lesegeräte unterschiedlicher Hersteller bietet. Und ein Standardformat für digitale Bücher, das von allen Readern unterstützt wird, existiert nicht.

Nachdem wir in den ersten beiden Teile der Artikelreihe „Alles rund um E-Books“ darauf eingegangen sind, wie man E-Books erstellt und ein ansprechendes Layout für elektronische Bücher gestaltet, stellen wir Ihnen im dritten Teil die gängigsten E-Book-Formate vor und erläutern, welche Formate für welche Vorhaben am besten geeignet sind.

Gängige E-Book-Formate im Überblick

Moderne E-Book-Reader unterstützen in der Regel diverse Formate zur Darstellung elektronischer Dokumente. Neben Standards, die speziell für E-Books entwickelt wurden und ein ideales Leseerlebnis auf portablen Readern ermöglichen, werden meist auch gängige Dateiformate zur Speicherung klassischer Bürodokumente unterstützt. Die Wahl des richtigen E-Book-Formats hängt vor allem von den benötigten Features und der voraussichtlichen Zielplattform ab.

ePUB

Bei ePUB handelt es sich um einen offenen Standard für die Publikation elektronischer Bücher, der vom International Digital Publishing Forum (IDPF) entwickelt wurde und jenseits des Amazon-Universums von nahezu allen E-Book-Readern unterstützt wird. Das beliebte E-Book-Format basiert auf Standards wie XHTML, XML und CSS und unterstützt in Version 3 auch HTML5, MathML, skalierbare Vektorgrafiken (SVG) und eine JavaScript-Einbettung. Neben einer aufwendigen Textformatierung ermöglicht das Dateiformat auch die Integration von Multimediaelementen wie Bildern, Audiodateien und Videos sowie von interaktiven Elementen. Elektronische Bücher im ePUB-Format (.epub) passen sich zudem dynamisch an die Bildschirmgröße des verwendeten Lesegeräts an. Alternativ besteht die Möglichkeit, Inhalten feste Layouts zuzuweisen. Um einen Kopierschutz einzurichten, lässt sich ePUB um ein System zur digitalen Rechteverwaltung (Digital Rights Management, DRM) erweitern. Kommerzielle ePUB-E-Books lassen sich mit dem von Adobe entwickelten ADEPT DRM schützen.

Amazon Kindle (MOBI, AZW, KF8)

Während zahlreiche Hersteller von E-Book-Readern auf offene Standards setzten, stehen Amazon-Kunden nur hauseigene Formate zur Verfügung. Mit den Amazon-E-Book-Produkten bietet das Unternehmen ein geschlossenes System aus Kindle-Shop, Kindle-E-Book-Readern und entsprechenden Lese-Apps für Computer, Tablet und Smartphone. Dabei setzt Amazon je nach Lesegerät auf die selbst entwickelten Dateiformate Mobipocket, AWZ und KF8 sowie auf ein proprietäres DRM-System, durch das sich bei Amazon gekaufte E-Books nur auf Kindle-Geräten oder mit den Kindle-Apps öffnen lassen.

  • Mobipocket: Bei Mobipocket handelt es sich um ein älteres E-Book-Format der gleichnamigen Amazon-Tochterfirma. Dokumente im Mobipocket-Format (.mobi) werden von Lesegeräten der Kindle-Serie unterstützt und lassen sich über die E-Book-Reader-Software Mobipocket noch auf älteren Windows-Versionen (2000, XP, Vista) sowie auf Mobilgeräten mit den Betriebssystemen Palm OS, Symbian OS und Windows Mobile öffnen. Unterstützt wird das E-Book-Format zudem von den freien E-Book-Betrachterprogrammen Okular und FBReader. Mobipocket basiert auf dem Open-eBook-Standard, der auch als Vorlage für ePub diente, und nutzt wie dieser XHTML. Im Gegensatz zu anderen E-Book-Formaten bietet das Mobipocket-Format jedoch nur begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Innerhalb des Amazon-Universums wurde Mobipocket von der Weiterentwicklung AZW abgelöst.
  • AZW: Technisch basiert das AZW-Format (.azw) auf Mobipocket, wird anders als dieses jedoch ausschließlich von Amazon-Produkten unterstützt. E-Books, die über den Kindle-Shop im AZW-Format erworben werden, lassen sich somit nur auf Kindle-Geräten und Amazon-Lese-Apps öffnen. Wie Mobipocket bietet auch AZW nur begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Für die Lesegeräte der Serie Kindle Fire hat Amazon mit KF8 daher ein neues Format mit größerem Funktionsspektrum entwickelt, das auch mit älteren Geräten der Kindle-Serie kompatibel ist.
  • Kindle Format 8 (KF8): Das E-Book-Format KF8 (.azw3) bietet dank der Unterstützung aktueller Webstandards wie HTML5 und CSS3 deutlich mehr Funktionen als das alte AZW-Format und Mobipocket. Dokumente im Kindle Format 8 passen sich dynamisch an den Bildschirm des verwendeten Lesegeräts an und ermöglichen eine komplexe grafische Darstellung design- und layoutabhängiger Publikationen wie Kinderbücher und Comics. Wie ePUB unterstützt KF8 die Integration von Audio und Video sowie skalierbaren Vektorgrafiken (SVG), Fixed Layouts und interaktiven Elementen. MathML und JavaScript lassen sich mit dem KF8 nicht nutzen. Über eine Schnittstelle ist es jedoch möglich, ePUB3-Dateien in KF8 zu integrieren. Das Kindle Format 8 soll die Standards Mobipocket und AZW langfristig ablösen.

iBooks

Auch Apple setzt mit iBooks auf ein eigenes E-Book-Format. Die gleichnamige Verwaltungssoftware für Mac, iPad und iPhone unterstützt jedoch auch offene Standards wie ePUB oder PDF. Elektronische Dokumente im iBooks-Format lassen sich mit der Software iBooks Author erstellen, die im Mac-App-Store kostenlos zum Download bereitsteht und auch Dokumente in PDF oder ePUB ausgibt. Technisch basiert das iBook-Format auf dem ePUB-Standard, grenzt sich von diesem jedoch durch Unterschiede in den CSS-Eigenschaften ab.

Broadband eBook (BBeB)

Bei Broadband eBook (BBeB) handelt es sich um eine Gruppe von proprietären Dateiformaten, die von Sony und Canon speziell für die Publikation elektronischer Bücher entwickelt wurde. BBeB-Varianten wie LRF und LRX fanden auf den frühen Sony-Geräten Verwendung, die vor allem in den USA weit verbreitet waren. Seit 2009 hat Sony seinen E-Book-Store jedoch komplett auf das ePUB-Format umgestellt. Heute haben die Formate der BBeB-Familie somit keine Bedeutung mehr.

FictionBook (FB2)

Das E-Book-Format FictionBook (.fb2) erfreut sich vor allem in Russland großer Beliebtheit. Der offene Standard basiert auf XML und wird von freien E-Book-Betrachterprogrammen wie FBReader, Okular, CoolReader und STDU Viewer unterstützt. Da Metadaten wie Autor, Titel und ISBN direkt in der E-Book-Datei gespeichert werden, ermöglicht FB2 eine bequeme Verwaltung elektronischer Dokumente. DRM-Funktionen werden bei FictionBook nicht unterstützt.

eReader (PDB)

PDB ist ein E-Book-Format, das ursprünglich für den Palm-Handheld-Organizer entwickelt wurde und im E-Book-Vertrieb des US-amerikanischen Buchhandelsunternehmen Barnes & Noble Verwendung fand. Neben der hauseigenen Software eReader gibt es Betrachterprogramme für diverse Plattformen. Heute verkauft Barnes & Noble seine E-Books allerdings überwiegend im ePUB-Format – PDB wird nicht mehr verwendet.

Weitere Dateiformate

Neben speziellen Formaten für die Darstellung elektronischer Bücher unterstützen die meisten E-Book-Reader auch gängige Dateiformate wie DOC, TXT, HTML oder RTF, die bei Textverarbeitung am PC zum Einsatz kommen. Bei der kommerziellen Bereitstellung von E-Books spielen diese Formate jedoch eine untergeordnete Rolle. Einen anderen Stellenwert nimmt das Portable Document Format (PDF) ein, das eine verlustfreie Wiedergabe von Dokumenten auf unterschiedlichen Endgeräten ermöglicht. Zur Darstellung digitaler Bilderbücher und Comic-Hefte hat sich zudem das Nicht-Text-Dateiformat Comic Book Archive etabliert.

  • PDF: Das von Adobe Systems entwickelte Portable Document Format (.pdf) ist ein plattformübergreifendes Dateiformat, das es ermöglicht, elektronische Dokumente unabhängig von der verwendeten Soft- oder Hardware originalgetreu wiederzugeben. Ein PDF-Dokument lässt sich auf jedem Endgerät so betrachten, wie es vom Urheber erstellt wurde. Benötigt wird dazu lediglich eine PDF-Software. Diese steht in der Regel auch auf E-Book-Readern zur Verfügung. Als Dateiformat für elektronische Bücher ist PDF jedoch nur bedingt geeignet. Zwar garantiert das Format eine große Reichweite und unterstützt DRM-Funktionen, doch die starre, meist an eine Printversion angepasste Formatierung lässt sich auf portablen Lesegeräten trotz Zoomfunktion nicht optimal darstellen.
  • Comic Book Archive: Dieses Nicht-Text-Format dient der Darstellung von Bildsequenzen, wie sie vor allem in Comicheften zum Einsatz kommen. Comic Book Archive Files bestehen in der Regel aus einer Serie von Bildern im PNG- oder JPEG-Format, die in einer gemeinsamen ZIP-Datei (.cbz) gespeichert werden. Zudem ist eine Archivierung mittels RAR (.cbr), 7z (.cb7), TAR (.cbt), ACE (.cba), TrueCrypt (.cbtc) und Mac OS X Bundle (.cvbdl) möglich. Unterstützt ein Lesegerät Comic Book Archive nicht, lassen sich die Archivdateien entpacken und mit einer regulären Bildbetrachter-Software anzeigen.

Welches E-Book-Format für Ihren Einsatzzweck?

Trotz diverser technischer Möglichkeiten, elektronische Bücher zu publizieren, wird der E-Book-Markt von drei Formaten dominiert. Während Amazon mit KF8 eigene Wege geht, setzen alle anderen Akteure im E-Book-Geschäft auf den offenen Standard ePUB. Das stellt Autoren und Verleger vor ein Problem: Wer Bücher im Amazon-Format veröffentlicht, erreicht lediglich die Nutzer der Kindle-Serie sowie entsprechender Lese-Apps. Eine größere Reichweite haben E-Books im ePUB Format. Diese hingegen lassen sich auf Amazon-Geräten nicht öffnen.

Eine Alternative bietet PDF. Das Portable Document Format wird von jedem modernen E-Book-Reader unterstützt und lässt sich – zumindest theoretisch – auf PCs, Laptops, Tablets und Smartphones darstellen. Doch die Plattformunabhängigkeit hat einen Haken: PDFs besitzen ein starres Layout und passen sich nicht automatisch an verschiedene Bildschirmgrößen an. Das führt auf mobilen Geräten mit ihren vergleichsweise kleinen Displays mitunter zu Problemen. Wer gezielt E-Book-Reader ins Visier nehmen möchte, sollte daher eine Veröffentlichung in den spezialisierten Formaten KF8 und ePUB in Erwägung ziehen. Sollen Inhalte hingegen in erster Linie nur am PC betrachtet und eventuell ausgedruckt werden, dann ist das weitverbreitete PDF-Format durchaus eine Option.

Relevant ist darüber hinaus die Frage des Vertriebswegs. Wer das Amazon-Netz nutzen möchte, muss sich mit den dort verfügbaren Formaten begnügen. Das Gleiche gilt für Apple iBooks sowie andere E-Book-Shops – auch solche die kein proprietäres Format verwenden.