Jailbreak: Das steckt hinter dem erweiterten Nutzerzugriff auf iOS-Geräten

Nutzer mobiler Geräte haben mit den mobilen Betriebssystemen wie Android oder iOS ab Werk leistungsstarke und sichere Software-Lösungen für den täglichen Gebrauch des jeweiligen Smartphones oder Tablets zur Verfügung. Diese sind nicht nur optimal auf die User-Wünsche und -Bedürfnisse zugeschnitten, sondern auch besonders einfach zu bedienen und zu verwalten.

Um einen derartigen Nutzerkomfort inklusive hohem Sicherheitsstandard gewährleisten zu können, schränken Hersteller allerdings standardmäßig die Zugriffsrechte auf das Dateisystem ein. Nur wer diese Sperre manuell aufhebt, kann beispielsweise Apps ohne Play Store und App Store installieren oder vorinstallierte Programme vom System entfernen. Während man bei Android-Geräten vom Rooten des Betriebssystems spricht, bezeichnet man diesen Prozess unter iOS als Jailbreak. Was genau ist ein Jailbreak und wie führt man diesen auf verschiedenen Modellen durch?

Was ist ein Jailbreak?

Bei all seinen Geräten stellt Apple den Aspekt Sicherheit an die erste Stelle, weshalb die jeweilige Firmware bzw. Systemsoftware entsprechende Mechanismen aufweist. Für die beliebten iPhones und iPads hat sich der Hardware-Konzern mit iOS beispielsweise für ein geschlossenes System (auch „Closed-World-Modell“ genannt) entschieden, das die Rechte des Nutzers einschränkt, indem es z. B. keinen Zugriff auf das Administratorenkonto ermöglicht. Werden diese Schranken auf eigene Faust aufgehoben, spricht man von einem Jailbreak (engl. für „Gefängnisausbruch“). Dieser Entsperrungsprozess ist jedoch nur mit spezieller Software möglich, die iOS modifiziert. In den meisten Fällen ist sie auf einem externen PC auszuführen.

Hinweis

Es gilt, zwischen zwei verschiedenen Jailbreak-Typen zu unterscheiden: Bei Tethered Jailbreaks („angebundenen“ Jailbreaks) ist der Neustart des entsperrten Geräts nur mithilfe eines separaten PCs möglich. Stürzt es also ab oder wurde es ausgeschaltet, muss es erst an den Computer angeschlossen und mit der jeweiligen Software gebootet werden. Diese eher unpraktische Freischaltung des Systems wurde mittlerweile von den Untethered Jailbreaks („ungebundenen“ Jailbreaks) abgelöst, durch die iPhone, iPad und Co. auch ohne fremde Hilfe booten können.

Ein Großteil der verfügbaren iOS-Jailbreak-Lösungen stammt von der Entwicklergruppe iPhone Dev Team, die 2007 mit JailbreakMe auch das Tool zum Entsperren der ersten iPhone- und iPod-Modelle veröffentlichte. In der Folge erfreuten sich insbesondere die Jailbreaks für iPhone 4, iPhone 5 und iPhone 6 großer Beliebtheit. Spätestens mit dem Release von iOS 10 ist das Interesse an Jailbreaks jedoch stark gesunken, da die Systemsoftware seitdem nur noch wenige Schlupflöcher sowie zusätzliche Hardware-Schutzmechanismen hat und „gejailbreakte“ Geräte dem Nutzer kaum einen Mehrwert bieten.

Welchen Nutzen hat ein Jailbreak für iPad- und iPhone-Nutzer?

Der größte Vorteil, den Sie nach einem Jailbreak genießen, ist die Möglichkeit, Apps zu installieren und zu verwenden, die im App Store nicht verfügbar sind. Dabei handelt es sich vor allem um Tools zur Optimierung der Leistungsfähigkeit (Tweaks) und Anpassung des Erscheinungsbilds (Themes), die Apple standardmäßig nicht unterstützt. Möglich machen dies alternative Stores, über die sich entsprechende Drittanbieter-Programme nach dem iOS-Jailbreak beziehen lassen. Zu den bekanntesten Lösungen zählt hierbei ohne Zweifel der Paketmanager Cydia, der beim Einsatz vieler Jailbreak-Tools automatisch mitinstalliert wird. 2018 hat der Cydia-Entwickler die Weiterentwicklung des Ersatz-Stores allerdings offiziell eingestellt.

Die wichtigsten Vorteile und Features eines Jailbreaks auf iPad, iPhone und iPod im Überblick:

  • Installation und Nutzung von Drittanbieter-Apps, die nicht im App Store verfügbar sind
  • Anpassung des Erscheinungsbilds (Icons, Boot-Animation etc.)
  • Zugriff auf versteckte iOS-Systemdateien
  • Filesharing zwischen iOS- und Android-Geräten möglich
  • Beschränkung von Bluetooth-Verbindungen auf die ausschließliche Übertragung von Bildern lässt sich aufheben
  • Möglichkeit, herstellerspezifische Standard-Apps zu deinstallieren
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Welche Risiken birgt ein Jailbreak?

Im ersten Moment scheint ein iOS-Jailbreak dem Nutzer ausschließlich Vorteile zu bieten – immerhin wird das System prinzipiell lediglich um zusätzliche administrative Möglichkeiten und Freiheiten beim App-Management erweitert. Die manuelle Erweiterung des Systemzugriffs ist jedoch auch an eine Reihe von Risiken geknüpft, denen Sie sich bewusst sein sollten, wenn Sie einen Jailbreak Ihres Apple-Geräts in Erwägung ziehen. So kann der Entsperrungsprozess selbst u. U. Schaden am System verursachen, sodass das Mobilgerät im Anschluss nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Dass Apple Ihr Gerät in einem solchen Fall zurücknimmt, ist äußerst unwahrscheinlich, was im Übrigen generell bei Schäden an einem gejailbreakten Gerät gilt.

Ferner öffnen ein Jailbreak und der damit freigeschaltete Administrator-Modus nicht nur Ihnen, sondern auch potenziellen Angreifern sämtliche Türen: Aufgrund der ungeschützten App-Installation haben es Kriminelle nicht nur einfacher, Spy- und Malware auf Ihr iPhone oder Ihren iPad zu schleusen, sondern können mit ihren Tools auch größeren Schaden anrichten. Ein weiteres, grundsätzliches Problem der geknackten Mobilgeräte: Wird eine neue offizielle Version von iOS veröffentlicht, können Sie diese nicht installieren und somit auch nicht auf die neuen Features zurückgreifen.

Die entscheidenden Probleme und Risiken des iOS-Jailbreaks in der Zusammenfassung:

  • Jailbreak-Vorgang kann das System schädigen und so die iOS-Funktionalität gefährden.
  • Das System ist anfälliger für Malware und Spyware.
  • Das Schadenpotenzial von Malware und Spyware wird erhöht.
  • Garantie- bzw. Gewährleistungsansprüche können verfallen.
  • Der Umstieg auf neue iOS-Versionen ist nicht ohne Weiteres möglich.

Wie führt man einen Jailbreak auf iPads und iPhones durch?

Apple hat iOS und die Hardware der Mobilgeräte in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und dabei auch die Schutzmechanismen gegen eine Aktivierung des Administratoren-Zugangs immer weiter verfeinert. Zudem ist im Laufe der Zeit dank immer neuer Features auch die Notwendigkeit bzw. der Nutzen eines Jailbreaks immer geringer geworden. Neue Modelle wie das iPhone 11 haben Hackerspezialisten laut eigenen Angaben zwar ebenfalls geknackt – von Interesse ist das allerdings nur in Fachkreisen.

Die Überarbeitung von iOS und der Geräte-Hardware hat sich aber auch grundsätzlich auf die iOS-Jailbreaks ausgewirkt, für die eine große Nachfrage bestand, also etwa die Jailbreaks von iPhone 4, iPhone 5 und iPhone 6. Die Maßnahmen zur Durchführung eines Jailbreaks mussten nämlich mit jeder neuen System- und Modellversion ebenfalls angepasst werden, weshalb auch keine einheitliche Lösung für die Freischaltung existiert. Der Jailbreak für das iPad 2 funktioniert also beispielsweise nicht für das iPhone 4, weshalb für beide Geräte unterschiedliche Tools bzw. Vorgehensweisen erforderlich sind (insofern Sie über das notwendige Know-how verfügen und das jeweilige Gerät auf eigene Faust freischalten wollen).

Der Standardweg über ein Jailbreak-Tool sieht allerdings unabhängig von Gerät, Modell und iOS-Version immer gleich aus:

  1. Noch vor dem Jailbreaking empfiehlt es sich, ein Backup aller persönlichen Daten anzufertigen, die auf dem iPhone bzw. iPad gespeichert sind. Schließen Sie das Gerät also per USB an einen Computer an und übertragen Sie die entsprechenden Dateien oder speichern Sie diese auf Ihrem iCloud-Konto.
     
  2. Nach dem Backup schalten Sie im zweiten Schritt die Code-Sperre und bzw. oder die Touch ID aus, denn dieses Feature muss für den Jailbreak-Vorgang deaktiviert sein. Hierfür rufen Sie die Einstellungen auf und tippen auf den Punkt „Touch ID & Code“. Anschließend wählen Sie alle eingeschalteten Entsperrungsmechanismen ab.
     
  3. Nun ist es an der Zeit, das Mobilgerät mit einem PC zu verbinden, denn auf diesem installieren Sie die für den iOS-Jailbreak benötigte Software. Erlauben Sie diese Art von Verbindung, insofern das iPad bzw. iPhone in der Folge ein entsprechendes Dialogfenster anzeigt.
     
  4. Im vierten Schritt suchen Sie nach dem passenden Jailbreak-Programm für Ihr Apple-Gerät und die darauf laufende iOS-Version und laden dieses herunter. Dabei können Sie zwischen Tools für macOS oder Windows wählen, wobei die Programme teilweise auch für beide Systeme verfügbar sind.
     
  5. Nach der Installation des gewählten Tools starten Sie den Jailbreak-Prozess und folgen den weiteren Instruktionen. Einige Anwendungen empfehlen beispielsweise, zunächst eine frische iOS-Installation aufzuspielen und/oder den Flugzeugmodus zu aktivieren, um den Vorgang zu beschleunigen.
Hinweis

Bei den meisten Tools für den Jailbreak auf iPhone 6 und jüngeren Modellen sowie für den iPad-2-Jailbreak wird der Paketmanager Cydia automatisch mitinstalliert. Ist dies nicht der Fall, downloaden und installieren Sie die App-Store-Alternative nach der Entsperrung des Administratorkontos einfach manuell.

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