Vier aktuelle Raspberry-Pi-Alternativen – Einplatinenrechner im Vergleich

Der Raspberry Pi ist fast zum Synonym für Einplatinenrechner geworden. Der Mini-Computer im Kreditkartenformat eignet sich für unzählige Einsatzzwecke und ist schnell zum heiligen Gral der Bastlerszene geworden: Er kann z. B. als Web- oder Mailserver, aber auch als Grundlage für eine ownCloud dienen, lässt sich als Mediacenter einrichten oder zu einer Spielkonsole umfunktionieren. Die Möglichkeiten sind ebenso vielfältig, wie der Preis niedrig ist – viele Ausführungen sind für unter 40 Euro zu bekommen. Doch es gibt auch noch kleinere, leistungsstärkere oder günstigere Alternativen zum Raspberry Pi. Ein Überblick.

Die aktuelle Vorlage: Der Raspberry Pi 3 Modell B

Inzwischen gibt es den Raspberry Pi in verschiedenen Versionen. Als Grundlage für den Vergleich mit den Alternativen dient uns der aktuelle Raspberry Pi 3 Modell B. Er ähnelt den Vormodellen zwar optisch, bietet aber einige neue Features – freilich ohne dabei seine Grundkonstruktion zu verändern. So gibt es mit dem Quadcore-Prozessor Cortex-A53 erstmals 64-bit. Der Chip taktet mit bis zu 1,2 GHz. Wie auch bei den Vorgängern gibt es mit dem Raspberry Pi 3 wieder 1 GB Arbeitsspeicher. In Sachen Konnektivität hat sich jedoch einiges verbessert: So sind erstmals WLAN und Bluetooth mit an Bord. Das Mehr an Power hat allerdings eine Kehrseite: Denn der Strombedarf hat sich im Vergleich zu den vorigen Versionen leicht erhöht. Das dürfte allerdings nur im Server-Dauerbetrieb ins Gewicht fallen.

Anschlussmöglichkeiten für Zubehör aller Art sind dafür immer noch in Hülle und Fülle vorhanden: So sorgen vier USB-2.0-Buchsen für erstaunlich viele Anbindungsgelegenheiten. Ein LAN-Anschluss ist ebenso wieder verfügbar wie eine sogenannte Pinleiste für Spezialzubehör. Hier stehen 40 GPIO-Pins zur Verfügung. Als Video- und Sound-Schnittstelle gibt es einen HDMI-Anschluss. Für die analoge Soundausgabe ist zudem ein 3,5-mm-Klinkenstecker auf dem Mini-Computer untergebracht.

Ebenso vielfältig sind die denkbaren Software-Lösungen: Neben den bereits zuvor möglichen Betriebssystemen auf Linux-Basis (NOOBS, Raspbian u. a.) und ersten Android-Gehversuchen wird wie beim Raspberry Pi 3 Modell B auch Windows 10 IoT Core unterstützt. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisches Windows-System, sondern um ein spezielles Entwickler-Betriebssystem. IoT leitet sich dabei von „Internet of Things“ (Internet der Dinge) ab. Preislich liegt der Raspberry Pi 3 bei rund 40 Euro.

Welche Raspberry-Pi-Alternativen gibt es?

Die Vielfalt an guten Raspberry-Pi-Alternativen ist groß – so groß, dass in diesem Artikel eine Auswahl getroffen werden muss. Die Hersteller setzen zudem unterschiedliche Schwerpunkte, was einen Vergleich nicht mit allen Alternativen sinnvoll macht. Vorgestellt werden sollen daher nur aktuelle Single Board Computer (SBC), die sich preislich in direkter Nachbarschaft zum Raspberry Pi befinden oder das große Vorbild besonders herausfordern: Der ähnlich klingende Banana Pi M3, der extrem günstige C.H.I.P. sowie das leistungsstarke Cubieboard5 und der exotische NanoPi M3.

Banana Pi M3

Der durchschlagende Erfolg und Einfluss des Vorbilds schlägt sich auch auf die Benennung dieser Raspberry-Pi-Alternative nieder. Der Banana Pi ist aber mehr als nur eine bloße Kopie des namhaften Vorbilds – denn die kleine Wunderkiste hat einiges auf dem Kasten: Mit dem starken Allwinner-A83T-Prozessor inklusive acht ARM-Cortex-A7-Kernen und einer maximalen Taktung von 1,8 GHz ist zumindest auf dem Papier für ordentlich Power gesorgt. Auch der Arbeitsspeicher ist mit 2 GB doppelt so hoch wie beim unmittelbaren Konkurrenten.

Breit aufgestellt ist der Banana Pi auch mit Anschlussmöglichkeiten: So gibt es neben einem HDMI-Anschluss auch einen 3,5 mm Klinkenstecker für die Tonausgabe, einen DSI-Display- und CSI-Kameraanschluss sowie einen integrierten Infrarot-Empfänger – und sogar ein On-Board-Mikrofon für unkomplizierte Tonaufnahmen ist verbaut. Abstriche gibt es bei dieser Raspberry-Pi-Alternative allerdings bei den verfügbaren USB-Ports: So wurden lediglich 2 USB-2.0-Hosts verbaut – halb so viele wie beim Raspberry Pi 3. Dafür fährt der Banana Pi M3 ebenfalls mit On-Board-WLAN und -Bluetooth und einer 10/100/1.000-Mbit-Ethernet-Netzwerkschnittstelle auf. Vor allem der SATA-Anschluss zeichnet den Banana Pi im Vergleich mit dem Raspberry Pi aus: Wurde dieser noch beim unmittelbaren Vorgänger, dem Banana Pi M2, eingespart, können mit dem M3 wieder unproblematisch Festplatten angeschlossen werden. Zudem stehen auch ein Micro-SD-Karten-Slot und ein 8 GB umfassendes eMMC-Modul zur Verfügung.

Laut Herstellerangaben können auf dem Banana Pi M3 ebenfalls ein Großteil der gängigen Betriebssysteme für Einplatinencomputer installiert werden – darunter verschiedene Linux-Derivate oder Android.

Ob sich der Banana Pi M3 wirklich als Raspberry-Pi-Alternative eignet, entscheidet nicht zuletzt der Preis: Mit rund 90 Euro schlägt er mehr als doppelt so kräftig zu Buche wie der große Konkurrent. Letztlich eine logische Konsequenz der leistungsstärkeren Technik: Mehr kostet schließlich mehr. Gerade Einsteiger fahren in der Regel mit dem Raspberry Pi dennoch besser – die große Community und die einsteigerfreundlichen Standard-Betriebssysteme machen die Technik leichter zugänglich. Erfahrenere Bastler könnten sich dafür über die satte Leistung des Banana Pi M3 freuen.

C.H.I.P.

Der Preis des Raspberry Pi ist eine Ansage – doch der Single Board Computer C.H.I.P. weiß sie gekonnt zu erwidern: Mit einem Preis von gerade einmal 9 US-Dollar (rund 8 Euro) ist die kleine Maschine günstiger als alle anderen Alternativen zum Raspberry Pi. Ebenso deutlich unterboten wird die Größe des Raspberry Pi: Der von dem Start-up „Next Thing Co.“ entwickelte C.H.I.P. ist gerade einmal so groß wie eine Streichholzschachtel und mit 40 x 60 mm der kleinste in diesem Vergleich. Kein Wunder, dass das als Kickstarter-Projekt begonnene Vorhaben sofort seine Fans und Förderer fand: Innerhalb von nur 24 Stunden gingen bei den Entwicklern satte 200.000 US-Dollar zur Unterstützung des Projekts ein.

Abstriche gibt es zwangsläufig bei der Ausstattung: So verfügt C.H.I.P. lediglich über einen ARM-Cortex-R8-Single-Core-Prozessor mit einer Taktung von 1 GHz. Mit 512 GB RAM steht auch nur halb so viel Arbeitsspeicher zur Verfügung wie beim Raspberry Pi 3. Dafür gibt es WLAN- und Bluetooth-Schnittstellen und 4 GB Flash-Speicher, auf dem standardmäßig bereits die Linux-Distribution Debian vorinstalliert ist. So ist C.H.I.P. durchaus auch für Einsteiger eine gute Raspberry-Pi-Alternative – es kann sofort und ohne größere Umwege losgelegt werden. Allerdings ist lediglich ein Analog-Ausgang für Displays vorhanden. Für den Anschluss eines Bildschirms via HDMI oder VGA ist ein separater Adapter nötig. Rechnet man die Kosten für dieses Zubehör ein, bewegt man sich fast schon wieder in den Gefilden der leistungsstärkeren Konkurrenz.

Die Stromversorgung geschieht über einen Micro-USB-Port. Alternativ steht auch eine Lithium-Ionen-Batterie zur Verfügung. Damit kann der Mini-Computer auch sehr gut mobil genutzt werden. Kein Wunder, dass der Hersteller inzwischen auch einen portablen Ableger, den sogenannten Pocket C.H.I.P., auf den Markt gebracht hat. Das Gerät verfügt über einen integrierten Akku, der rund 5 Stunden halten soll. Allerdings ist die Taschenversion in erster Linie als mobile Spielkonsole konzipiert. Als tragbaren Mini-Linux-Computer kann man ihn dennoch verwenden, zumal auch die Pocket-Ausführung zum Modifizieren geeignet ist – auf der Herstellerseite wird sogar explizit dazu aufgerufen.

Cubieboard5/Cubietruck Plus

Einen ganz anderen Weg schlägt demgegenüber diese Raspberry-Pi-Alternative ein: Das Cubieboard5, das auch Cubietruck Plus genannt wird, legt seinen Schwerpunkt auf Leistung. Preislich liegt es – verglichen mit den vorigen Einplatinencomputern – deutlich am oberen Ende: Rund 100 Euro sind für den Mini-Computer hierzulande fällig. Herzstück des Boards ist ein Allwinner-H8-Prozessor, dessen acht Cortex-A7-Kerne sich auf maximal 2 GHz takten lassen. Als GPU-Kern wurde ein PowerVR SGX544 verbaut, und beim Arbeitsspeicher zieht das Cubieboard5 mit dem Banana Pi M3 dank großzügiger 2 GB gleich.

Zudem zeichnet sich das Cubieboard5 durch viele Anschlüsse aus: Auch hier ist standardmäßig WLAN mit an Bord – ebenso wie eine Bluetooth-Schnittstelle und ein LAN-Anschluss. Neben einem Micro-SD-Slot besteht zudem die Möglichkeit, HDD- oder SSD-Festplatten über den SATA-II-Anschluss mit dem Board zu verbinden. Für die Videoausgabe sind sowohl eine HDMI-1.4a-Schnittstelle wie auch Displayport 1.1 auf dem Cubieboard5 untergebracht. Auch ein 3,5-mm-Audioausgang ist verbaut. Bastler können sich dank 70 frei belegbarer Pins richtig austoben und zahlreiche externe Geräte an das Cubieboard5 koppeln. Dank einer festverbauten Lithium-Ionen-Batterie lässt sich das Cubieboard5 sogar kurzzeitig ohne Stromzufuhr betreiben, was es besonders für den Serverbetrieb interessant macht. Dank dieser Energiereserve lassen sich kurzzeitige Stromausfälle überbrücken und ein dadurch resultierender Datenverlust ggf. vermeiden.

Als Betriebssystem für diese Raspberry-Pi-Alternative können Herstellerangaben zufolge Android, Ubuntu „und viele andere Open-Source-Distributionen“ verwendet werden. Wie sich die einzelnen Betriebssysteme mit der Hardware vertragen, muss allerdings im Einzelfall ausprobiert werden.

NanoPi M3

Das Beste aus beiden Welten – günstiger Preis bei satter Ausstattung – will die exotische NanoPi-Reihe des chinesischen Herstellers FriendlyARM vereinen: Die aktuellen Ausführungen – vom NanoPi Neo bis zum NanoPi M3 – wollen dezidiert als jeweilige Alternativen zu Raspberry-Pi-Modellen auftreten. Während der NanoPi Neo der kleinste unter den Einplatinencomputern von FriendlyARM und am ehesten mit dem Raspberry Pi Zero zu vergleichen ist, tritt der NanoPi M3 in Konkurrenz zum Raspberry Pi 3. Dabei schafft er es – trotz einer beachtlichen Ausstattung –, immer noch kleiner als der große Konkurrent zu sein: Der NanoPi M3 misst gerade einmal 64 x 60 mm, während der Raspberry Pi 3 wie sein unmittelbarer Vorgänger 93 x 63,5 mm groß ist.

An der Ausstattung ist trotzdem nicht gespart worden: Als Prozessor wurde ein Samsung S5P 6418 mit acht Cortex-A9-Kernen verbaut, die sich jeweils bis 1,4 GHz takten lassen. Auch beim Arbeitsspeicher zieht der NanoPi M3 mit 1 GB gleich und stellt somit eine gute Raspberry-Pi-Alternative dar. Zudem gibt es Anschlüsse in Hülle und Fülle: Ein Micro-SD-Karten-Slot, vier USB-2.0-Anschlüsse, ein MicroUSB-Port – etwa für die Stromversorgung – sowie jeweils ein HDMI- und 3,5-mm-Klinkenanschluss sind ebenfalls auf der winzigen Platine untergebracht. Auch die Anzahl der GPIO-Pins unterscheidet sich nicht vom großen Vorbild und beläuft sich auf 40 Stück.

Maus und Tastatur können über die Bluetooth-Schnittstelle angebunden werden, und eine Internetverbindung ist entweder via WLAN oder über den Ethernet-Port hergestellt. Softwareseitig lassen sich auf dieser Raspberry-Pi-Alternative wahlweise Android, Debian oder der Bootloader U-Boot ausführen. Die Dokumentation über das Wiki des Herstellers ist ausführlich. Ob sich allerdings um Exoten wie die NanoPi-Modelle eine ähnlich große Community mit herstellerunabhängigen Hilfestellungen aufbauen kann, bleibt noch abzuwarten. In Deutschland ist das Gerät aktuell noch nicht verfügbar. Online kostet der NanoPi M3 ca. 35 US-Dollar.

Fazit

Welche nun die besten Raspberry-Pi-Alternativen sind, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem aber vom Einsatzzweck und dem Kenntnisstand des Nutzers. Wer einen reinen Datenserver betreiben möchte, kann auch zu schwächeren, dafür günstigeren und bestenfalls stromsparenderen Raspberry-Pi-Alternativen greifen. In diese Kategorie fällt beispielsweise der C.H.I.P.-Mini-Computer von Next Thing Co. Soll ein Mediaserver eingerichtet werden, ist ein HDMI-Anschluss heutzutage fast schon ein Muss. Ebenso wichtig ist in diesem Fall eine möglichst potente Hardware. Hierzu können sich erfahrene Nutzer beispielsweise das Cubieboard5 näher anschauen.

Nicht zu vernachlässigen ist aber auch die Software-Seite: Nur wenn ausreichend Software unterstützt wird, kann die Hardware überhaupt ihr volles Potenzial ausschöpfen. Gerade in dieser Hinsicht erweist sich der Raspberry Pi – besonders für Einsteiger – immer noch als perfekter Allrounder. Eine große Community bietet darüber hinaus Anregungen und Hilfestellungen. Allerdings stellen ebenso preiswerte oder nur wenig teurere Alternativen zum Raspberry Pi sogar eine überlegene Hardware zur Verfügung. Erfahrenere Nutzer finden etwa mit dem Banana Pi M3 oder dem Cubieboard5 leistungsstarke Alternativen – müssen aber beachten, dass u. U. nicht jede Software und Hardware ohne Weiteres unterstützt wird. In unserer Übersichtstabelle stellen wir noch einmal die wichtigsten Hardware-Features gegenüber.

  Raspberry Pi 3 Modell B Banana Pi M3 C.H.I.P. Cubieboard5 NanoPi M3
Prozessor-Kerne Quad-Core Octa-Core Single-Core Octa-Core Octa-Core
Max. Taktung 1,2 GHz 1,8 GHz 1,0 Ghz 2,0 GHz 1,4 Ghz
Arbeitsspeicher 1 GB 2 GB 512 MB 2 GB 1 GB
Flash-Speicher - 8 GB 4 GB 8 GB -
Ethernet-Port X
Micro-SD-Slot X
SATA-Anschluss X X
USB-2.0-Anschlüsse 4 2 1 2 4
GPIO-Pins 40 40 8 70 40
WLAN
Bluetooth
Videoausgang HDMI, DSI, Analog HDMI, DSI Analog HDMI HDMI
Kamera CSI CSI CSI CSI DVP
Audioausgang HDMI, 3,5 mm Klinke HDMI, 3,5 mm Klinke Analog HDMI, 3,5 mm Klinke HDMI, 3,5 mm Klinke
On-Board-Mikrofon X X
Stromversorgung Micro-USB Micro-USB Micro-USB, Akku DC 5V/2,5A, Akku Micro-USB, DC 5V/2A
Maße 93 x 63,5 mm 92 x 60 mm 40 x 60 mm 112 x 82 mm 64 x 60 mm
Preis ca. 40 € ca. 90 € ca. 9 $ ca. 100 € ca. 35 $