Steuerarten in Deutschland: Steuerrecht einfach erklärt

Das deutsche Steuersystem ist sehr komplex. Das liegt vor allem an den mehr als 40 verschiedenen Steuerarten, die es in Deutschland zu unterscheiden gilt. Nicht zu vergessen die unzähligen Gesetze und Richtlinien darüber, wer wofür und in welcher Höhe Steuern zahlen muss. So fallen beispielsweise für Arbeitnehmer andere Steuern an als für Unternehmer. Welche Steuerarten es in Deutschland gibt und welche insbesondere für Unternehmen relevant sind, erfahren Sie in dieser Übersicht.

Definition: Steuern

Deutschland ist ein Steuerstaat. Das bedeutet, jede steuerpflichtige Person in Deutschland wird zu Steuerabgaben aufgefordert. Steuern sind demnach Zwangsabgaben, die ohne Gegenleistung auf unterschiedliche Güter, Dienstleistungen oder Geschäftsvorfälle erhoben werden. Eine allgemeine Definition des Steuerbegriffs finden Sie in § 3 Abs. 1 der Abgabenordnung (AO):

Zitat

Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein.

Steuerabgaben bilden in der Regel die Haupteinnahmequelle des Staates. Sie werden von Bund, Ländern und Gemeinden erhoben und dienen in erster Linie zur Finanzierung öffentlicher Haushalte, z. B. von Polizei, Universitäten, Straßenbau etc. Zuständig für die Festsetzung und Erhebung von Steuern ist die Bundesfinanzverwaltung.

Tipp

Die wichtigsten Steuergesetze sind in der Abgabenordnung (AO) geregelt. Weitere Informationen finden Sie beim Bundesfinanzministerium.

Die gängigen Steuerarten in Deutschland: Eine Beispiel-Liste

Steuern werden in der Regel in vier Bereiche kategorisiert: Besitz-, Verkehr-, Verbrauch- und örtliche Steuern. Es gibt aber auch andere Einteilungsmethoden. Steuerarten können z. B. auch nach der Ertragskompetenz (Bund – Länder – Gemeinden), in direkte und indirekte Steuern, in laufende und zweckgebundene Steuern usw. eingeteilt werden. Hier eine Beispiel-Liste mit diversen Steuerarten:

Einteilung der Steuern in Steuerarten
Besitzsteuern Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Kirchensteuer
Verkehrsteuern Umsatzsteuer, Kraftfahrzeugsteuer, Luftverkehrsteuer, Rennwett- und Lotteriesteuer, Feuerschutzsteuer
Verbrauchsteuern Biersteuer, Branntweinsteuer, Kaffeesteuer, Tabaksteuer, Energiesteuer
Örtliche Steuern Hundesteuer, Jagd- und Fischereisteuer, Vergnügungsteuer
Tipp

Wenn Sie wissen möchten, welche Steuerarten es sonst noch in Deutschland gibt, schauen Sie sich die Broschüre des Bundesfinanzministeriums an. Dort finden Sie auch weitere nützliche Informationen rund um das Thema Steuer.

Die wichtigsten Steuerarten für Unternehmen

Auch Unternehmer müssen eine Reihe von Steuern zahlen. Die einfache Buchführung und die doppelte Buchführung gelten dabei als Besteuerungsgrundlage. Dort werden alle Betriebseinnahmen und -ausgaben festgehalten, die das Finanzamt zur Besteuerung des Unternehmens braucht. Je nach nachdem wie hoch z. B. Ihr Gewinn am Ende ausfällt, werden entsprechend Einkommensteuern erhoben. Es gibt jedoch noch zahlreiche weitere Steuerabgaben, die auf Sie als Unternehmer zukommen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Umsatzsteuer
  • Lohnsteuer
  • Einfuhrumsatzsteuer
  • Körperschaftsteuer
  • Einkommensteuer
  • Gewerbesteuer

Allein diese sechs Steuerarten erbringen in Deutschland knapp drei Viertel aller Steuereinnahmen. Dabei haben die Umsatzsteuer und die Lohnsteuer mit Abstand das höchste Gewicht im deutschen Steuersystem. Sie als Unternehmer leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Staatshaushalt.

Umsatzsteuer

Die allseits bekannte „Mehrwertsteuer“ kommt im deutschen Steuergesetz gar nicht vor – sie heißt bei uns nämlich offiziell „Umsatzsteuer“. Jedes Unternehmen ist dazu verpflichtet, Steuern auf seine Umsätze zu zahlen. Diese Beträge – in der Regel 7 oder 19 Prozent – gibt es an seine Kunden weiter. Somit gilt die Umsatzsteuer als indirekte Steuer, da sie im Endeffekt von den Verbrauchern gezahlt wird. Aus deren Sicht handelt es sich bei dieser Steuerart um die Mehrwertsteuer. Für Unternehmen ist sie kostenneutral.

Fakt

Unternehmer können ihre Umsatzsteuerschuld senken, indem sie die sogenannte Vorsteuer von der zu leistenden Umsatzsteuer abziehen. Mit der Vorsteuer sind diejenigen Abgaben gemeint, die Unternehmer z. B. beim Einkauf von Waren selbst zahlen müssen. Damit das Unternehmen diese Beträge beim Finanzamt geltend machen kann, muss es vorsteuerabzugsberechtigt sein.

Lohnsteuer

Die Lohnsteuer ist eine Erhebungsform der Einkommensteuer. Sofern Sie in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter beschäftigen, sind Sie dazu verpflichtet, die anfallende Lohnsteuer an das Finanzamt abzuführen. Diese Steuerlast tragen allerdings nicht Sie als Arbeitgeber, sondern der Arbeitnehmer. Sie haben lediglich die Aufgabe, den anfallenden Lohnsteuersatz direkt vom Gehalt Ihres Mitarbeiters abzuziehen und an das Finanzamt zu übermitteln.

Einfuhrumsatzsteuer

Die Einfuhrumsatzsteuer wird dann erhoben, wenn Waren oder Dienstleistungen aus dem Ausland (Drittländern) importiert werden. Diese werden mit dem Steuersatz des Einfuhrlandes belastet, damit die eingeführten Produkte oder Dienstleistungen nicht ohne die Umsatzsteuer an den Endverbraucher gelangen. Die Einfuhrumsatzsteuer entspricht daher dem Umsatzsteuer- bzw. Mehrwertsteuersatz.

Körperschaftsteuer, Einkommensteuer

Die Körperschaftsteuer und die Einkommensteuer gehören wie die Umsatzsteuer zu den sogenannten Gemeinschaftsteuern, die dem Staat zustehen. Sie werden allerdings auf Ihren Gewinn bzw. Ihr Einkommen erhoben. Ist Ihr Unternehmen beispielsweise eine Kapitalgesellschaft, eine Stiftung oder ein Verein (GmbH, AG, e. V. etc.), müssen Sie die Körperschaftsteuer abführen. Die Einkommensteuer wird hingegen bei einer Personengesellschaft oder bei einem Einzelunternehmen erhoben.

Die Gewerbesteuer

Die Gewerbesteuer bzw. Gewerbeertragsteuer gehört zu den Gemeinde- und Objektsteuern. Jedes in Deutschland betriebene Unternehmen ist dazu verpflichtet, die Gewerbesteuer an die zuständige Gemeine zu zahlen. Die Höhe der Gewerbesteuer legt die Gemeinde selbst fest.

Hinweis

Möglicherweise kommen noch weitere Steuern auf Sie zu, etwa die Grundsteuer – sofern nämlich Ihr Unternehmen über ein eigenes Grundstück verfügt. Welche Steuerabgaben Sie sonst noch betreffen, ist allerdings von Ihrer spezifischen Unternehmenssituation abhängig. Damit Sie sich nicht im Steuerrecht verirren, sollten Sie sich ggf. von einem Steuerberater umfassend beraten lassen.

Dieses anschauliche Video fasst die wichtigsten Steuerarten für Sie zusammen:

Zur Anzeige dieses Videos sind Cookies von Drittanbietern erforderlich. Ihre Cookie-Einstellungen können Sie hier aufrufen und ändern.

Bitte beachten Sie den rechtlichen Hinweis zu diesem Artikel.