Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Bewerbern hat man einen sehr viel ausführlicheren Blick auf jeden einzelnen Interessenten. Motivationsschreiben, Lebenslauf und Bewerbungsgespräch geben zwar einen guten ersten Eindruck und vermitteln die fachlichen Kompetenzen; um den Bewerber aber tatsächlich kennenzulernen, fehlt die Zeit. Das kann dann erst während der Arbeit selbst geschehen. Das Assessment-Center versucht diese Unsicherheit zu minimieren, indem man sich ausführlich und unter besonderen Bedingungen mit dem Bewerber auseinandersetzt. Das AC schafft es, die Teilnehmer von anderen Seiten zu beleuchten, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit wichtig sind, aber bei der oberflächlichen Betrachtung nicht berücksichtigt werden können.
Ob eine Person stressresistent, teamfähig und lösungsorientiert ist, kann in einem weniger intensiven Bewerbungsverfahren höchstens abgefragt werden. Unternehmer und Personaler müssen sich auf die Aussagen des Bewerbers verlassen. Das Assessment-Center wird in der Regel von Experten durchgeführt. Die Beurteilungen finden daher auf der Basis von Fachwissen statt, im Gegensatz zum Vorstellungsgespräch, wo meist das Bauchgefühl bestimmt. Eine gründliche Auseinandersetzung mit den Bewerbern sorgt auf beiden Seiten für mehr Zufriedenheit: Der zukünftige Mitarbeiter passt besser in das Unternehmen, entspricht dem Anforderungsprofil und wird sich so schließlich auch wohler fühlen. Fluktuationen werden verringert.
Aber das Assessment-Center bringt nicht nur Vorteile mit sich. Am offensichtlichsten sind die damit verbundenen Kosten. Da ein Unternehmen sich in den meisten Fällen für eine externe Firma zur Durchführung entscheiden wird, muss man auch mit entsprechend hohen Ausgaben rechnen. Hinzu kommen eventuell noch Miete für Räumlichkeiten und die Kosten für die Verpflegung und Unterbringung der Bewerber. Auch für diese ist das Assessment-Center aufwendig: Sie investieren Anfahrt und Zeit, und am Ende steht eventuell doch keine neue Anstellung.
Das Assessment-Center ist aber nur dann ein effektives Auswahlverfahren, wenn sich keine methodischen Fehler einschleichen. Besonders auf drei Fallstricke müssen Assessoren achten: Manipulation, Interessenskonflikte und Sympathie-Entscheidungen. Auch die Tests selbst bergen Gefahren. Mangelhaft erstellte, standardisierte Tests lassen beispielsweise erkennen, welche Antwort von den Assessoren und potenziellen Arbeitgebern favorisiert wird. So können Bewerber im Assessment-Center die eigene Darstellung leicht manipulieren.
Ebenso darf man nicht vergessen, gerade bei externen Assessoren, dass diese auch nur Menschen sind und damit anfällig fürsubjektive Entscheidungen. Unternehmen, die Assessment-Center anbieten, müssen Umsatz erzeugen und ihre Ergebnisse rechtfertigen. Dieser Druck kann zu Verfälschungen der Ergebnisse führen. Hinzu kommt, dass eben auch Prüfer in einem AC nicht frei von Sympathien sind: Extravertierte Personen werden in der Regel besser beurteilt als zurückhaltende Bewerber – auch wenn diese Eigenschaft nicht unbedingt etwas über deren Qualifikation aussagt.