Franchise-Systeme werden als Gegenmodell zu traditionellen Vertriebsformen immer populärer und machen sogar größeren Konzernen Konkurrenz. Dabei decken sie ein breites Spektrum an Branchen ab: Erfolgreiche Franchise-Unternehmen findet man beispielsweise im Einzelhandel (Fressnapf, 242 Franchise-Nehmer), in der Bildung (Schülerhilfe, 350 Franchise-Nehmer) und im Immobilienbereich (Town & Country Haus, 300 Franchise-Nehmer), aber auch einige Optiker (Apollo-Optik, 130 Franchise-Nehmer), Fitnessstudios (Mrs. Sporty, 313 Franchise-Nehmer) und Kfz-Werkstätten (Automeister, 113 Franchise-Nehmer) arbeiten mit selbstständigen Unternehmensgründern zusammen.
Weltweit gewinnt der Bereich Franchise an Bedeutung. In Europa sind laut franchiseportal.de rund 10.000 Unternehmen Teil eines Franchise-Systems – allein in Deutschland existieren laut dem Deutschen Franchiseverband (DFV) ganze 1.000 Franchise-Systeme. Die meisten davon gehören zum Dienstleistungssektor (vor allem Nachhilfeunterricht, Sportprogramme, Autovermietung und Gebäudereinigung), danach kommen der Einzelhandel und das Handwerk. In der Systemgastronomie ist Franchising ebenfalls weit verbreitet – der bekannteste Franchise-Geber in diesem Bereich ist wohl die Fastfood-Kette McDonald’s mit hierzulande aktuell 238 Franchise-Unternehmen. Neu ist das Konzept dagegen im Gesundheitswesen – dort ist der Betreuungs- und Pflegedienst Promedica Plus praktisch eine Art Pionier.
Bei kommerzorientierten Franchise-Systemen unterscheidet man drei unterschiedliche Arten:
- Waren- bzw. Produkt-Franchising, bei dem nur eine bestimmte Warengruppe oder ein einzelnes Produkt vom Franchise-Nehmer vertrieben wird (Coca Cola, 900 Standorte).
- Dienstleistungs-Franchising, bei dem sich die partnerschaftlichen Vereinbarungen auf eine bestimmte Dienstleistung beziehen (Subway, 679 Standorte).
- Großhändler-Franchising, bei dem der Hersteller einen Großhändler mit Material, Ausrüstung und Know-how versorgt. Diese stellt damit ein Produkt fertig und gibt es für den Vertrieb an den Einzelhandel weiter (OBI, 350 Standorte).
Immer häufiger wird der Franchise-Ansatz auch in sozialen Projekten adaptiert. Das sogenannte „Social Franchising“ überträgt das eigentlich stark kommerziell geprägte Konzept in den Bereich der Non-Profit-Organisationen. Dabei geht es dann nicht um die Expansion eines Geschäfts, sondern um die (internationale) Verbreitung einer sozialen Idee oder eines wohltätigen Vorhabens. Franchise-Geber sind in diesem Fall beispielsweise Stiftungen oder gemeinnützige Vereine, die bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben.
Die von ihnen aufgebauten Franchise-Systeme funktionieren ähnlich wie ihr wirtschaftlich ausgerichteten Äquivalente: Franchise-Nehmer werden unter Vertrag genommen, erhalten ein Handbuch mit Handlungsanweisungen und werden in ihrer zukünftigen Tätigkeit ausgebildet. In der Regel werden keine Gebühren verlangt, dafür erhält der Franchise-Geber Zugriff auf wertvolle Datensätze, die bei der Weiterentwicklung des Projekts helfen können.