Interne Revision: Die Prüfung von Unternehmensprozessen

Die internen Abläufe in größeren, zumeist auch international agierenden Unternehmen und ähnlichen Organisationen sind oft sehr komplex. Zahlreiche Prozesse unterschiedlicher Abteilungen und eventuell verschiedener Standorte müssen zusammengeführt werden, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Dass es dabei auch zu Problemen – etwa durch Missverständnisse oder Zielkonflikte – kommen kann, liegt auf der Hand. Die Abläufe sind dann nicht so effizient, wie sie sein könnten. Sie können auch Risiken beinhalten – nicht zuletzt, indem unwissentlich gesetzliche Regeln verletzt werden. An diesem Punkt setzt die Interne Revision an. Sie dient dazu, ineffiziente Prozesse und Risiken aufzudecken und Lösungsvorschläge zu machen.

Was ist die Interne Revision?

Die Interne Revision ist Bestandteil eines Systems zur Analyse und Optimierung von Prozessen, die in einer Organisation ablaufen. In Unternehmen untersteht sie in aller Regel direkt der Geschäftsleitung und überprüft die internen Abläufe, informiert über deren Ergebnisse und macht ggf. Verbesserungsvorschläge. Das dient dem Ziel, die betreffende Organisation so effizient und risikoarm wie möglich arbeiten zu lassen. Die Interne Revision ist damit auch ein Überwachungsinstrument der Geschäftsleitung innerhalb der Ebenen Governance, Risk Management und Compliance.

Die Interne Revision ist – wie der Name sagt – eine interne Angelegenheit der betreffenden Organisation. Sie wird dementsprechend von Angehörigen dieser Organisation durchgeführt. Das unterscheidet sie von der externen Revision durch firmenfremde Prüfer. Die internen Prüfer sind prozessunabhängig: Sie arbeiten also vom Tagesgeschäft losgelöst und sind nicht in die von ihnen untersuchten Prozesse eingebunden. Die Stelle (also die betreffenden Personen bzw. die Abteilung), die die Interne Revision durchführt, bezeichnet man als Innenrevision. Im Optimalfall ist sie ausschließlich mit dieser Aufgabe betraut, doch vor allem in kleineren Unternehmen wird die Interne Revision häufig von Mitarbeitern im Rechnungswesen oder Controlling mitübernommen.

Hinweis

Wenn Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen oder dem Controlling zusätzlich die Aufgabe der Internen Revision übernehmen, kann das problematisch werden. U. U. ist die geforderte Prozessunabhängigkeit in diesem Fall nicht gegeben, und es kommt zu Konflikten (beispielsweise, wenn Optimierungsbedarf eben im Rechnungswesen besteht).

Rolle innerhalb des Unternehmens

Die Einrichtung einer Internen Revision liegt im wohlverstandenen Interesse jeder Organisation. Das zugrundeliegende Konzept hat aber auch eine gesetzliche Basis, etwa im deutschen Aktiengesetz, in dem es heißt, der Vorstand eines Unternehmens müsse Maßnahmen zur Überwachung treffen, um Entwicklungen zu erkennen, die dessen Fortbestand gefährden (§ 91 AktG). Für die Finanzbranche hat die Bundesanstalt für die Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Aufgaben der Internen Revision genauer beschrieben – sie lassen sich den Mindestanforderungen an das Risikomanagement entnehmen.

Aufgaben und Verfahren der Internen Revision

Die der Internen Revision zugeschriebenen Aufgaben machen ihre Abgrenzung vom Controlling manchmal schwer. Letzteres wird als Instrument zur Unternehmensplanung und -steuerung verstanden, doch sind die Übergänge in der Praxis oft fließend. Der Unterschied besteht darin, dass sich das Controlling auf laufende oder geplante Vorgänge bezieht, während die Interne Revision im Prinzip vergangene, abgeschlossene Prozesse untersucht. Sie stellt gegenüber, wie sich der tatsächliche Ablauf von der ursprünglichen Planung unterscheidet (Soll-Ist-Vergleich) und versucht, eventuell vorliegende Fehler und deren Ursachen herauszuarbeiten. Auf der Grundlage solch einer Untersuchung lassen sich dann Handlungsempfehlungen ableiten und effizientere Maßnahmen für künftige Prozesse finden.

Im Einzelnen umfasst die Interne Revision folgende Aufgaben:

  • Management Audit: Prüfung der Leistungen des Führungspersonals (ausgenommen der Leitungsebene) – unter besonderer Berücksichtigung der vorgegebenen Unternehmensziele und im Hinblick auf Effizienz und Zweckmäßigkeit
  • Operational Audit: Überprüfung der Aktivitäten eines Unternehmens bzw. einer Organisation in sämtlichen Bereichen und Abteilungen; dabei wird vor allem die Effizienz von Kommunikation, Hierarchie und Kooperation untersucht.
  • Financial Audit: Prüfung sämtlicher Abläufe des Rechnungswesens – insbesondere der Buchführung – auf die ordnungsgemäße Durchführung nach den im Handelsgesetzbuch (HGB) und in den Steuergesetzen festgelegten Regeln
  • Kreditrevision: Systematische Einschätzung der Risiken, die mit den einzelnen Kreditnehmern verbunden sind – unabhängig von der Kreditbewilligung im normalen Geschäft
  • Compliance Audit: Identifikation der Umwelt- und Sicherheitsanforderungen an die Organisation sowie Überprüfung ihrer Einhaltung
  • Audit des Internen Kontrollsystems: Überprüfung der technischen und organisatorischen Kontrollmaßnahmen, die den ordnungsgemäßen Ablauf der Unternehmensprozesse sicherstellen sowie Schäden durch Fahrlässigkeit oder Manipulation vorbeugen sollen
  • Prävention: Untersuchungen bei Verdacht auf strafbare Handlungen zur Aufdeckung gesetzwidriger Handlungen (z. B. Korruptionsprävention)

Die Interne Revision kann die genannten Bereiche sowohl in Einzelfallprüfungen (also der bereichsübergreifenden Prüfung konkreter Sachverhalte) als auch im Rahmen einer generellen Systemprüfung untersuchen (der Betrachtung aller Aspekte des Projekts inklusive der relevanten Hintergründe und der gesetzlichen Vorschriften). Dabei stehen folgende Kriterien zur Auswahl:

  • Ordnungsmäßigkeit: Überprüfung, ob die Abläufe ordnungsgemäß und regelkonform erfolgen
  • Sicherheit: Prüfung auf sicherheitsrelevante Parameter
  • Wirtschaftlichkeit: Überprüfung der Kosteneffizienz und Rentabilität

Bei ihren Prüfungstätigkeiten sollte sich die Interne Revision an diesen drei Prinzipien orientieren:

  • Wirtschaftlichkeit: Häufigkeit und Umfang einer Revision müssen dem zu erwartenden Nutzen (etwa in Form von Einsparungsmöglichkeiten, Schadensabwehr, Risikominderung) entsprechen.
  • Wesentlichkeit/Dringlichkeit: Priorisierung von Revisionsaufgaben, die für zukünftige Entscheidungen der Geschäftsführung von großem Interesse sind
  • Sorgfalt: Gründliche Durchführung aller Revisionsschritte und objektive Bewertung der Ergebnisse unter Berücksichtigung der Unternehmensziele

Standards für die Interne Revision

Grundlagen für die Arbeit der Internen Revision vermittelt das Deutsche Institut für Interne Revision e. V. (DIIR), das in diesem Fachbereich Tätige und Firmen zu seinen Mitgliedern zählt. Das DIIR ist Teil der globalen Vereinigung „The Institute of Internal Auditors“ (IIA) mit Sitz in Lake Mary, Florida/USA. Diese Organisation veröffentlicht ausführliche und regelmäßig aktualisierte internationale Standards für die berufliche Praxis der Internen Revision, die auch auf Deutsch vorliegen. Informative Downloads zu Revisionsstandards gibt es auch auf der Website des DIIR auf Deutsch und Englisch. Für seine deutschsprachigen Mitglieder veranstaltet das DIIR außerdem Kongresse und Seminare, veröffentlicht verschiedene Schriften und bietet auch Zertifizierungen an.

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